25. Januar: Zwischenstopp in Hamburg-Altona…

… auf dem Weg nach HERNE:

Heute gibt’s einen kleinen Ausflug in die Familiengeschichte, ich fahre nämlich zu „Tante Rita“, meiner Lieblings-Tante:

Tante Rita (verh. Jessel), Jahrgang 1935, feierte vor 5 Tagen ihren 90. Geburtstag. Ich kenne sie seit Mitte der 1960er Jahre. Damals besuchte sie uns Sylter Jessels alljährlich für einen meist dreiwöchigen Urlaub während der Sommerferien. Ich dürfte bei der ersten Begegnung so etwa 8 Jahre alt gewesen sein. Trotz dieses Handicaps der späten Geburt entging es dem kleinen Hans nicht, dass es Dinge zwischen Himmel und Erde gab, an denen man dranbleiben sollte. Denn Rita, einerseits züchtigster katholischer Herkunft, war andererseits definitiv ein Feger, mal unter uns gesprochen…:

… und ihr Mann Günther nicht nur ebenfalls ˋne flotte Type, sondern auch ein leidenschaftlicher Fotograf. Zumindest wenn es darum ging, die Reize der entzückenden Frau Gattin perfekt in Szene zu setzen (siehe oben) – oder ein Selfie (vom Stativ mit Selbstauslöser!) der ehelichen Harmonie zu kolportieren:

Klein Hans staunte nicht schlecht, und bemerkte – gaaanz nebenbei – erstmals, was (gute!) Fotos anzurichten vermögen: Erweitern sie doch den Horizont des Unwissenden nicht ganz unwesentlich. Und zwar in eine gute Richtung. (Smile-Emoji)

Darüber hinaus herrschte von der ersten Minute ihres sommerlichen Da-Seins an stets großer Frohmut in der Nordmarkstrasse. Und Klein Hans, schon im Kindesalter eher der zurückhaltende Typ, war gar nicht mehr wegzukriegen aus der fröhlichen Runde, egal wie lang der Abend dauerte.

Eine Besonderheit dieser jahrzehntelang exerzierten Sommerträume möchte ich hier nicht verschweigen, fand der Urlaub der Herner Jessels doch ausschließlich am Westerländer FKK-Strand statt. Und zwar von der ersten bis zur letzten Minute täglich, egal bei welchem Wetter. Mit dementsprechenden Ergebnissen, wurde Rita doch derartig braun, dass sie immer wieder für eine Inderin gehalten wurde, wie sie mir heute berichtete:

Dieses tat der Horizonterweiterung des heranwachsenden Hans keinen Abbruch.

Auch was das Thema ‚Tierliebe‘ angeht, sprengte Rita alle Grenzen. Nicht nur flogen ihr verletzte Tiere geradezu freiwillig zu, auch wollten sie nach Wochen ausgiebigster Pflege gar nicht mehr zurück in die unwirtliche Natur. Bei Rita hatten sie es allemal viiieeel besser. Nur EIN bekanntes Beispiel ist SYLTEC, der ganze 7 Jahre in Rita‘s Obhut blieb und bis zum heutigen Tage als meist geküsster Vogel der Welt gilt. Nachfolgend ein heute aufgenommenes Foto über Rita‘s Schreibtisch, darunter die allerersten Kalenderfotos von mir, von Anfang der 1980er Jahre:

In den frühen 1980er Jahren endeten die sommerlichen Besuche von Rita und Günther. Aber der Kontakt blieb, denn alle paar Jahre war es nun an mir, mal in Herne vorbeizuschauen…

Heute marschiere ich am späten Vormittag in etwas feierlicherer Manier die Herner Einkaufsmeile hinauf..:

… und treffe auf die vor lauter Kreativität förmlich berstende Rita in ihrer Wohnung voller positiver Erinnerungen…:

… die ihre Lebenseinstellung nach dem Tode von Günther längst auch überregional beachtet sieht, hier nur einer von zahlreichen Artikeln aus der WAZ:

… wobei mir mehr noch als bei den letzten Besuchen ihre schwere Traumatisierung durch den Verlust ihrer Kindheit und mehrerer Familienmitglieder während des zweiten Weltkriegs ins Auge springt. Diese verarbeitet sie in Form  anrührend komponierter Alben, hier ihre Vertreibung aus Amsterdam…:

… dort der Greuel Nazideutschlands und des Kriegs:

Und wir scheiden in bedrückter Stimmung – angesichts des Grusels, den uns die Politik der „Zeitenwende“ zur Zeit schmackhaft machen möchte.

Auf der Suche nach einer wegen Straßenbauarbeiten verlegten Bushaltestelle frage ich eine ältere Dame, die mir einheimisch vorkommt. Wir haben den gleichen Weg und kommen flüssig ins Gespräch. Als ich erzähle, dass ich gerade eine 90-jährige Dame besucht habe, kommt stantepé die Antwort: „Ach, sicher Frau Jessel! Dann sind SIE der Hans von Sylt, von dem sie immer erzählt…“ und zwinkert mich an. (Heul-Emoji).

Kommentar (1)

  1. Frank Jesse

    Lieber Hans,
    wie wunderschön, solche Erlebnisse sind großartig, ich hab auch noch 2 Tanten in dem Alter, die ich sehr mag und regelmäßig besuche. Toller Bericht, viel Spaß noch in Herne,
    Liebe Grüße
    Frank

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