Mittlerweile häufen sich bei mir die Anfragen, wann es im Blog eeendlich wieder schöne Sylter Landschaften zu sehen gäbe… die Antwort: Hier ist höchste Hochsaison. Mit weit über 100.000 anwesenden Gästen nehmen wir es in diesen Tagen – auf den Quadratkilometer Inselfläche umgerechnet und verglichen – mit jeder Großstadt auf. Wo ich auch hinkomme, egal zu welcher Zeit: Menschenschlangen, Gewühl, Stress. Ich versuche, so weit es irgend geht, antizyklisch zu leben: Baden morgens um 6 Uhr, Einkaufen bis spätestens 7:30 Uhr. Blöd nur, wenn mir erst um 11 Uhr einfällt, dass ich noch Brot benötige fürs Mittagessen:
Fotogene Abende am Meer kann ich knicken, die sind sowieso überfüllt. Ich könnte jetzt noch ellenlang auf hohem Niveau weiter rumquengeln, aber ich lass‘ es mal.
So ist die Lage. Als Einheimischer/Bereister sieht man das anders als der Homo touristicus, den jegliches Gewühl geradezu anzuziehen scheint. Auf dem Wenningstedter Dorfteichfest halte ich es gerade einmal 20 Minuten aus, und höre im Abgang noch, wie der Betreiber des Rodeo-Stiers ruft: „Okay, dann machen wir jetzt Stufe zwei“, und das Mädel in hohem Bogen durch die Luft fliegt:
Groooßartige Stimmung, natürlich…
Dann gehe ich eben zu einer Ausstellungseröffnung mit Nolde-Bildern im Sylt Museum, die hier gerade vom Museumsleiter Alexander Römer eröffnet wird:
Es handelt sich um Bilder einer Privatsammlung zweier US-Amerikaner, die sogar ein Bild präsentieren, das Nolde nachweislich auf Sylt gemalt hat, während seines wohl einzigen und sehr produktiven Aufenthalts im Kampener Haus Kliffende im September 1930:
Bei einem Rundgang durch die Museumsräume stoße ich auch auf die zunehmend unzertrennlich auftretenden Erfolgsschriftstellerinnen Silke und Susanne (siehe den gestrigen Blogbeitrag), die – sichtbar angestrengt – ebenfalls den Ausführungen der Nolde-Fachleute lauschen…:
… sondern auch auf ein Gemälde von Hugo Köcke (1874 – 1956), von dem ich hier nur einen Ausschnitt(!) wiedergebe, den Blick nämlich von der Keitumer Anhöhe auf den Munkmarscher Hafen – Anno dunnemals…:
… mit der Munkmarscher Mühle und, im Hintergrund rechts, den hellen Lister Wanderdünen, von denen heute aus dieser Perspektive nur noch eine einzige übrig geblieben ist.
Escapismus in die Vergangenheit hat noch immer geholfen in Zeiten der Insel-Überfüllung.