8. November: Auf ins Ghetto

Man lernt ja immer gerne dazu: Wusstet Ihr, daß der Name ‚Ghetto‘ vom venezianischen Stadtteil gleichen Namens herrührt, wo bereits im 15. Jahrhundert tausende von Juden, ihrer Bürgerrechte beraubt, „unter Verschluss gehalten“ wurden? Also mir war das neu.

Dabei hatte ich heute eigentlich eine ganz andere Tagesplanung vor: Auf einen Tipp von Birte hin stand ein Besuch im ‚Museum M9‘ in Mestre aufm Programm. Der international bekannte Fotograf Edward Burtynsky beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Auswirkungen menschlichen Handelns auf den Planeten (Stichwort ‚Anthropozän‘). DAS ist genau mein Thema, daaa will ich hin!

Aber damit Ihr nicht denkt, bei meinen Touren liefe immer alles paletti und aalglatt, hier ein Kurzbericht, was im Folgenden passierte: In meinem Bestreben, das AusChecken aus dem Hotel, das Verstauen meines Rucksacks, den Museumstrip aufs nahe Festland und meinen Abfahrtstermin gen Heimat um 14:10 Uhr unter einen Hut zu kriegen, stehe ich um kurz nach 9:30 Uhr am Vaporettoanleger, um mich zunächst zum Bahnhof bringen zu lassen… von dort soll es mit dem Bus Nr. 7 über die Dammbrücke nach Mestre weitergehen.

Mit mir stehen viele andere Passagiere auf dem Ponton, die – einer nach dem anderen – so langsam merken, dass irgendetwas nicht stimmt. Richtig: Heute streiken zur Abwechslung mal die Vaporettofahrer, haha.

Als bekennender Fatalist überlege ich nur für Sekunden, ob ich nun die 1,4 Kilometer – gegen die vom Bahnhof in die Stadt hereinströmenden Besuchermassen – per pedes im Laufschritt absolviere… oder meine letzten Stunden in diesem urbanen Paradies lieber dem Müssiggang widme.

Das Ergebnis meiner Überlegungen: Ich trinke auf der sonnengetränkten Zattere-Promenade zunächst mal einen Cappuccino. Und bummel‘ dann gaaanz sudsche (und abseits der Touristenmassen) einmal quer durch Venedig zum Ghetto.

Nachfolgend einige Bilder dieser Exkursion. Ich bin schon in einigen Ghettos gewesen, wo mir angesichts der Geschehnisse dort stets mehr als unbehaglich zumute war.

Die Abgrenzung zu Venedig könnte nicht fieser sein:

Typische Häuserzeilen:

Nach einer Stunde reichts dann auch, und ich kehre wieder ins Venedig der Jetztzeit zurück:

Das macht mich allerdings auch nicht viel fröhlicher:

Meine Rückfahrt verläuft mehr als planmäßig: In Verona erreiche ich meinen um 17 Uhr startenden Zug nach München…:

… wo ich in den Nachtzug nach Hamburg steige. Auf die Minute pünktlich steige ich um 6:40 Uhr in Hamburg aus, womit sich meine Spritztour nach Venedig dem Ende zuneigt.

 

Kommentare (2)

  1. Danke fürs Teilen dieser schönen Reise, die Impressionen und die Informationen. Willkommen im neblig trüben Norden, hast hier nix verpasst.

  2. Karin Lizon

    Lieber Hans,

    wie man in deinen interessanten Reiseberichten lesen und stimmungsvollen Fotos sehen kann, hat die Lagunenstadt für dich ihr Bestes gegeben, um deine Reiseträume zu erfüllen, sogar die Bahn hat ihren Beitrag geleistet
    und den Fahrplan eingehalten; wau. ❗

    Diese einzigartige Stadt hat auch für mich jedesmal ein Füllhorn an vielfältigen Impressionen ausgeschüttet .

    Hans, herzlichen Dank, dass du uns wieder auf eine deiner vielen Reisen mitgenommen hast.

    Gruß Karin

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