9. August: Nä! Strandkörbe in 2.500 Metern Höhe?

Tatsächlich! Mit der Standseilbahn bin ich früh hoch von der Talstation PUNT MURAGL (links unten) auf den MUOTTAS MURAGL, Ausgangspunkt für meine heutige Wanderung über die SEGANTINIHÜTTE zur ALP LANGUARD:

Dieser Weg firmiert als DIE Aussichtswanderung des gesamten Engadins, und den ersten Vorgeschmack bekomme ich bereits sofort nach dem Entsteigen der Standseilbahn geboten. Die komplette Seenkette vom Stazersee (unten links) über den St. Moritz-, Silvaplana- und Silsersee breitet sich unter mir aus, dazu gibt’s eine überirdische Ruhe, einzig untermalt von dem allgegenwärtigen fernen Kuhglockengebimmel – sozusagen die Sounduntermalung in allen ländlichen Bereichen der Schweiz:

Der Hammer jedoch ist der Blick in das gestern durchwanderte VAL ROSEG: Hier wird zu dieser Morgenstunde die gewaltige Seitenmöräne des Tschierv-Gletschers von ersten Sonnenstrahlen aus dem Panorama hervorgehoben – unglaublich schön:

Dann geht’s los: zunächst führt mich der Weg einige hundert Höhenmeter hinunter in das Tal der OVA DA MURAGL, dann geht es über 500m steil bergan auf den Höhenzug rechts im Foto. Tagsüber ist hier oben der totale Trubel, zu dieser noch frühen Stunde ist mit mir zunächst nur ein südkoreanisches Ehepaar unterwegs, landestypisch in „Mundschutz – Tracht“ natürlich…:

Dann zieht mich der Blick auf einen gewaltigen BLOCKGLETSCHER in den Bann. Dieses durchaus lebendige Naturphänomen besteht aus gefrorenem Gesteinsschutt, der sich – acht Monate im Jahr unter Schnee verborgen – im Schneckentempo von wenigen Zentimetern pro Jahr Richtung Tal bewegt. Auch an den wärmsten Sommertagen taut er nur oberwändlich auf, bleibt ansonsten jedoch betonhart gefroren. Zuuu gerne würde ich da mal drauf rumklettern, aber Steinschlags-Warnschilder lassen mich von der Idee abkommen:

Nach gut zweistündiger Wanderung erreiche ich auf gut 2.700 m Höhe die SEGANTINIHÜTTE, Lieblings-Rückzugsort des Malers GIOVANNI SEGANTINI, der, schwer an einer Bauchfellentzündung erkrankt,  1899 hier oben sterben durfte. Mit diesem Blick auf die gesamte BERNINA-GEBIRGSGRUPPE vom PIZ PALÜ (ganz links) über den PIZ BERNINA (höchster Gipfel in der  Mitte) bis zum ROSEG-GLETSCHER, der Glückliche:

Zu diesem Zeitpunkt arbeitete er an einem großen Tripthychon zu den Themen LEBEN, NATUR und TOD für die Pariser Weltausstellung, das damit, dramatischerweise, unvollendet blieb.

Ein Platz zum Niederknien! Einer der schönsten Plätze, die ich bislang auf Erden besuchen durfte. Mit reizenden Gastgebern, und einem ausgewählten Publikum, das  nur nach schwerer Wanderung hier aufschlagen kann, nix mit dicker Karre. Wie herrlich:

Bei einem Fläschchen Apfelmost versuche ich zu sterben, aber es will nicht gelingen. Auch gut! Also geht meine Wanderung weiter zur ALP LANGUARD hinab,  auf recht schroffen Pfaden. An manchen Stellen sind Seile an den Felsen gespannt, an denen man sich an Abgründen entlanghangelt… nichts für kippelige Nerven.

Noch ein schöner Moment, der Blick auf den Morteratschgletscher, siehe meinen Reiseblog vom Februar dieses Jahres:

Von der Alp Languard bringt mich ein Sessellift hinunter nach PONTRESINA:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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