Nachtrag 6. November: Ausflug zur Insel San Michele

Wie versprochen, möchte ich nachträglich noch kurz von meinem Ausflug zur „unbewohnten“ Insel San Michele berichten. Denn eine solche gibts wohl auch nur einmal in der Welt.

Kein Geringerer als der gute alte Napoleon Bonaparte nämlich verfügte bald nach seiner Eroberung Venedigs im Jahre 1797, die Toten müssten raus aus der Stadt – wegen Seuchengefahr. Gesagt, getan: Die Watteninsel San Cristoforo, gerade mal eine halbe Ruder-Stunde nördlich Venedigs gelegen, wurde zur Toteninsel erklärt und somit zunächst einmal überflutungssicher ausgebaut.

Vier Jahrzehnte später entstand ihr heutiges Äußeres (siehe Titel)  im Rahmen einer „Erweiterung“: Durch Zuschüttung eines breiten Priels zur Nachbarinsel San Michele gewann man neue Flächen, und umrahmte diese mit einer hohen Backsteinmauer. Nun konnte man/frau wieder unbesorgt sterben und sich sicher sein, auf diesem neuen Teil des Friedhofs seine Ruhe zu finden/haben…:

… der allerdings ausschließlich den Einheimischen katholischen Glaubens vorbehalten war.

Davon deutlich und durch meterhohe Mauern (in denen sich lauter Kindersärge befinden) getrennt, wurden die Protestanten beerdigt, darunter auch Berühmtheiten wie der Komponist Igor Stravinski, der Dichter Ezra Pound, Schriftsteller Joseph Brodsky…, und selbst einen Bereich für Angehörige der Anglikanischen Kirche gibt es:

An eine Plattenbausiedlung im DDR – Style erinnert der Teil des Friedhofs mit den „Columbarien“, auch als „Schubladengräber“ bezeichnet:

Diese entstanden durch pure Platznot und Umbettung hunderter von Gräbern, eine nicht unübliche Praxis in katholischen Ländern:

Diese ganze Insel ist eine Ruhestätte im wahrsten Sinne des Wortes. Außer dem Piepen einiger Vögel und dem obligaten Möwengeschrei herrscht eine Stille wie in einer imaginierten Zwischenwelt. Und in den älteren Teilen des Friedhofs überbieten sich die Grabanlagen im Thema ‚Schönheit der Endlichkeit‘:

Leider kann ich mir nur einen kleinen Teil dieses berührenden Paradieses anschauen,…

… denn ich will auch noch rüber auf die Nachbarinsel Murano, um mir die dortige berühmte Glasproduktion anzuschauen…

Nur noch schnell dieser unglaublich schöne romanische Kreuzgang des ansonsten nicht mehr existierenden Kamaldulenserklosters, das architektonische Highlight der Insel – und 800(!) Jahre alt:

Nach diesem Exkurs ins Reich der Toten möchte ich mich im weltweit berühmten Café Florian am Markusplatz mit Kaffee und Kuchen stärken, unterlasse dieses jedoch wegen Überfüllung…:

… und entscheide mich stattdessen für einen dieser Macarons in Cheeseburger-Größe, womit mein Blutzuckerspiegel wieder eine medizinisch vertretbare Höhe erreicht haben dürfte:

 

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