Morgens gegen 4 Uhr fängt es an zu pfeifen. Ich kenne dieses atmosphärische Geräusch seit frühester Kindheit, genauer gesagt seit der 1962er Februar-Sturmflut: Es entsteht bei Windstärken ab 9 Beaufort und deutet darauf hin, dass es interessant wird. Bereits als 6-Jähriger empfand ich das Heulen des Windes als ein Aufbegehren der Elemente, als wollten diese den Menschen kraftvoll signalisieren, dass sie schließlich auch noch da seien – bei jeglichen Planungen jedoch nur mangelhaft berücksichtigt wurden.
Nun ist es wieder soweit: Der dritte Herbststurm dieses Jahres kündigt sich an – und die Adrenalindosis, die mir ab jetzt den Schlaf raubt, würde ne ganze Schafherde fröhlich herumtanzen lassen. Das war 1962 so, als ich nächtens aus meinem Schlafzimmer mit bangem Blick das Wasser durch die Friesische Strasse fließen sah – und es ist heute kein Stück anders, sobald ich dieses Pfeifen des Windes höre. Ein aufkommender Sturm verwandelt mich in einen ehrfürchtig und mit Demut staunenden Aficionado dieser elementaren Kräfte, die letztlich der Landschaft der Insel ihr heutiges faszinierendes Antlitz verpasst haben, vom Nössekoog mal abgesehen.
Im Halbdunkel absolviere ich meinen Frühsport am Strand gegen eine Wand von Wind – herrlich!
Windig heute, gell?
Am späteren Vormittag spaziere ich über die Promenade und gerate in diesen Bade – Flashmob (s. Titelbild), so will ich ich die Aktion mal nennen. Wasser- und Lufttemperatur liegen bei 13 Grad. Why not!?
Die Promenade ist schwarz von Menschen. Wie an einem Schönwetter-Abend im Juli. Nun im Mantel-/Schal- und Pudelmützen – Look:
Ich entwickelˋ Ideen für Fotos, die ich am Nachmittag machen möchte, bei stärkerem Wind und auflaufender Flut. Dazu kommt es aber nicht, denn wirklich mieses Licht, zwischenzeitlich leicht abflauender Wind und ausreichend „liquid sunshine“ überzeugen mich, bis morgen zu warten. Das Windmaximum ist mit Orkanböen von 130 km/h angekündigt für die Morgendämmerung – zusammen mit dem Hochwasser… und der Chance auf nachfolgende Sonnenstrahlen. DAS wird eine unruhige Nacht!
Beim nach Hause gehen werde ich noch dran erinnert, dass bald „Halloween“ ist: