Ich brauche keinen Wecker an solchen Tagen. Das Terrain ist sondiert, der Wetterbericht stimmt, der Schlaf ist unruhig – das Motiv wartet auf mich. Ich hoppse um 4:45 Uhr ausm Bett.
Habe mich auf dem Hörnumer Nehrungshaken “fest gefressen”… da verstecken sich jede Menge Landschaften, die jetzt auf dem Optimum sind. Meine Vorgehensweise ist stets die Gleiche: 1. Motivsuche (einfach, längst geschehen), 2. Lichtcheck, das heisst, um welche Uhrzeit muss ich antreten (mittelschwer, da passieren gerne mal Fehler) und 3. Welches Wetter wird benötigt: Wind-(richtung)? Was für Wolken? Gute Sicht vonnöten? Direktes oder diffuses Licht? (Schwer bis ins Irre gehend, aber definitiv meine Stärke).
Tage wie diese zählen zu den Groooßen in meinem Job! Ich bin komplett fokussiert, schalte alle Alltags-Störfaktoren konsequent aus (Kein Nervkram, keine Telefonate, Gespräche auf ein Minimum zurück geschraubt, Wahrnehmung deutlich eingeschränkt etc. pp.). Vor meinem geistigen Auge spulen unablässig Szenarien ab, die nun theoretisch auf mich warten (könnten). Erschwerend kommt hinzu, dass ich z. Zt. mehrere Locations “beackere”, die Kilometer auseinander liegen und zum Teil auch noch gleichzeitiges Erscheinen erfordern… DAS ist dann richtiger (Eu-)stress, mehr geht nicht.
Das beharrliche, gelegentlich mehrere Wochen andauernde “Eintauchen” in konkrete, schnell bestens bekannte Umgebungen gestattet mir ein besonders eindringliches, tiefes und emotionales Landschafts-Erleben. DAS sind die Höhepunkte meiner Arbeit: Hochkonzentrierte Momente, gelegentlich über Stunden andauernd, meist aber von kurzer Dauer. Jede menschliche Seele im erweiterten Sichtfeld wird zu einem kolossalen Störfaktor – aber zu den Unzeiten muss ich das glücklicherweise nur selten erleben. Noch etwas: Auf KEINEN Fall den derart Beseelten in solchen Momenten ansprechen! Datt geht schief!
Während die ersten Erkundungstouren stets mit “kleinem Gepäck” statt finden, kommt mit der Zeit das “schwere Gerät” zum Einsatz. Ziel ist, bei Top-Motiven Dateigrößen von mindestens 500 MB zu erreichen, die Größt-Vergrößerungen erlauben. Böse Schlepperei.
Die Arbeits-Intensität erschöpft mich regelmäßig nach wenigen Tagen, so dass ich entweder von der Insel flüchten muss – oder aber das Wetter wird unfotogen. Morgen passiert beides. Herrlich & Allerbest!
Guten Tag Herr Hans Jessel
Bravo, sehr hübsche Arbeit auf dieser Insel, die ich vor mehr als 35 Jahren gekannt habe. Ich habe einige Schwierigkeiten gehabt, gewisse Stadtorte zu erkennen, aber das ist wie überall und für alles Zeit ändert…
Herzlich.
Jean-Michel Vigezzi
PS: Entschuldigen Sie meiner exotischen deutschen Sprache