Meine Radtour über die Alpen war spießig angedacht: In Donauwörth auf die VIA CLAUDIA AUGUSTA, und dann über Füssen/Reschenpass/Meran/Bozen bis mindestens Verona, wenn nicht Venedig. Der berühmte Weg, über den die Römer über die Alpen kamen, umgekehrt selbstredend.
Dann sah ich den Film über die BERNINA-BAHN, die vom schweizerischen CHUR über 150 km und stramme 4 Stunden bis ins italienische TIRANO fährt. Über den Alpen-Hauptkamm, über 196 Brücken, durch ungezählte Tunnel, incl. ganzer Kehrschleifen im Berg, diverser Talseiten-Wechsel, und die Auszeichnung zum Unesco Welterbe als eine der drei spektakulärsten Bahnstrecken der Welt. Daran führte definitiv kein Weg vorbei.
Hier werft doch einmal einen Blick auf diese grandiose Strecke:
Oben seht Ihr CHUR. Die Fahrt geht über THUSIS (am “Hinter-Rhein”, nur wenig südlich der Rhein-Quellflüsse. Da schlägt das Geografenherz gleich doppelt so flink!). Das tut es sowieso schon, denn bald erklimmt der Zug die 2.000 Meter und wir erreichen die wohl wichtigste Wasserscheide Europas:
Damit nicht genug. Jetzt kommt der PIZ BERNINA mit über 4.000 m Höhe:
Danach der LAGO BIANCO, der seinem Namen alle Ehre macht:
Und dann der Oberhammer: Aus dieser eisgekühlten Umgebung dauert’s nur ein halbes Stündchen Bahnfahrt, bis die Temperatur satte 25 Grad erreicht:
Wir fahren das POSCHIAVO-Tal herab. Kurz nach diesem Foto höre ich die ersten Zikaden zirpen…
Endstation TIRANO. Dieser Ort bleibt mir sympathisch in Erinnerung, denn es gibt kaum ein Haus ohne Café im Erdgeschoss. Ganz enorm(!) relaxte Stimmung.
Meine Vermieterin aus meiner vorreservierten Herberge in Bellano meldet sich. Sie muss abends noch weg, hinterlegt mir den Haustürschlüssel – und nimmt auch meine Bestellung eines Rotweins als Sundowner entgegen…
Ich beschliesse spontan, mir heute keine 90 km Radtour mehr anzutun (es ist 17 Uhr mittlerweile), und fahre mit der Bahn bis COLICO, ca. 20 km vor BELLANO. Goile Zugfahrt! Alle Fenster offen, und der knallt mit 140 Klamotten das Tal hinab – italienisches Eisenbahnfahren wie damals in den 1970ern.
Endlich Radfahren!!! Ausfahrt COLICO mit Blick auf die Schneebedeckten Hochalpen von Süden her. Der See bringt die erhoffte Abkühlung, denn mit (noch) langer Hose geht das gar nicht bei den Temperaturen. Hinten rechts taucht schon BELLANO auf:
Bei Ankunft im “B&B POGGIO SOLIVO” kommt der Freund von Seniora Baiocchi und bringt die versprochene Flasche Wein vorbei. Ich schreibe diesen Blog von meiner Terrasse mit diesem Blick:
Nachtrag: Hier meine liebe Imme, gestern abend in Ebmatingen, beim Brodeln des vegetarischen Zürcher Geschnetzeltem. Wir haben gespielt “Modell Amerikanische Hausfrau”. Gelungen? Yeaaah!
Schwer beeindruckt habe ich grad den Blog gelesen und die schönen Fotos angeschaut: Ganz vielen Dank, dass wir an Deinen Reiseeindrücken teilhaben dürfen. Besonders gefällt mir das “Postkartenfoto” von Colcico (dabei ersetzen die schneebedeckten Berge die “Jesselwolken”) und die Amerikanische Hausfrau – fehlt nur die Kelloggspackung im Hintergrund……..
Moin!
Auf dem Bild mit den schneebedeckten Hochalpen gefallen sogar mir, die mit Nordseewasser getauft wurde, die Berge!
Ich wünsche einen wunderbaren Urlaub und uns Bloglesern viele schöne Ansichten!
Weiterhin viel Spaß und gute Fahrt!
LG Inken