Um 5:45 Uhr stehe ich auf. Dieser Tag steht mir bevor. Mein bester Freund aus Studienzeiten wird heute seebestattet. Ich gehe im Dunkel des frühen Morgens über die Promenade und weiss nicht, warum. Es setzt mir zu. Wenn es in meinem Leben „wilde Jahre“ gab, dann habe ich diese mit Heiner erlebt. Es war eine tiefe Männerfreundschaft auf den ersten Blick, die zunehmend schwieriger wurde, als Frauen unsere Herzen eroberten, die aber im Kern immer blieb.
Der Promenaden-Salzstreuer vermag mich auch nicht zu erheitern:
Ich also um 13:30 Uhr in Strande (Kieler Außenförde) an der Pier. Die Trauergemeinde entert die DANA:
80 Personen, alias Familie und Freunde, nehmen Abschied – für zwei Stunden auf einem kleinen Schiff vereint. Einige haben Fotos mitgebracht, ich auch. In Höhe des Kieler Leuchtturms lassen wir die Urne ins Wasser gleiten. Ich denke dabei an die zahlreichen meeresbiologischen Ausfahrten mit der ALKOR und der LITTORINA, die ich mit Heiner machte – abends brieten wir den gesammelten Beifang in unserer Studentenbude.
Tempi passati, sagt man wohl. Wir umkreisen die treibende Urne, werfen Unmengen von Blumen und Blüten hinterher – und erstarren allesamt, als das Schiffshorn dreimal langanhaltend ertönt:
Zum Sonnenuntergang sind wir zurück in Strande. Es soll noch gefeiert werden, auf Heiners Wunsch. Ich verabschiede mich.
Bin heute abend bei guten Freunden am Westensee. Es gibt, auf meinen Wunsch, eine Wanne voll Tortellinis, mit Lachs und Gemüse:
Den Wein habe ich im Gepäck…
Lieber Hans,
ich hab mich sooo gefreut Euch zu sehen, auch wenn es ein wirklich trauriger Anlass war. Es tat gut kurz in diese “wilde Zeit” mit Euch Jungs einzutauchen.
Bei meiner Google-Recherche nach mehr Infos zu Euch stieß ich auf diesen wunderbaren Blog von Dir, wirlich gelungen!
Nun noch eine Frage an Dich: Hast Du Interesse an den Bildern, die ich Euch auf dem Schiff gezeigt habe? Ich glaube, für mich ist die Zeit mit Heiner jetzt ganz abgeschlossen, denn auch ich werde ihn in diesem Leben nicht mehr wiedersehen.
Als ich die Bilder zuhause wieder in die Hand nahm, war mein erster Impuls sie zu verbrennen. Der 2. Gedanke war, dass einer von Euch vielleicht Interesse daran haben könnte, weil ihr ja doch anders als ich all die Jahre mit ihm verbunden ward.
Un dann wurde mir bewusst, dass ich überhaupt nichts von Dir persönlich erfahren haben. Nachdem Du mich “ausgefragt” hattest, kam Burkhardt und die Segelgeschichten und dann warst Du “abgemeldet”. Also kurz gesagt, ich würde mich freuen noch einmal 3 Sätze von Dir zu hören.
Herzlichst Birgit