Der Höhepunkt der Tour!

Es sieht chaotisch aus, mein Zimmer in Schlanders heute früh – aber das Sammelsurium auf meiner Bettstatt hat einen tieferen Sinn. Es ist noch knackekühl draussen, während ich am Tage mit bis zu 25 Grad rechen muss. Deshalb gilt es, meine Klamotten derart in den Fahrradtaschen zu verstauen, dass ein Wechsel jederzeit ohne große Sucherei möglich ist:

Ein herrlicher Tag! Sonne pur – und auch im Weiteren präsentiert sich der Etsch-Radweg in bester Verfassung. Anfangs als Waldweg…:

… später in immer offenerer Landschaft:

Nach gut 25 km passiere ich den pittoresken kleinen Weiler PRAD am berühmten Stilfser Joch:

Hinter dem Ort erkennt man/frau eine tiefe Einkerbung im Berg. Tatsächlich führt eine Serpentinenstrasse über diesen noch mit Eis und Schnee bedeckten Berg (Passhöhe 2.757m!), die erst vor drei(!) Tagen mit Riesenaufwand geräumt wurde, weil sich morgen/Dienstag die Radler des GIRO ITALIA, des berühmtesten Radrennens Italiens, hier herüberquälen werden… hier ein Foto von den berühmten Stilfser Joch Serpentinen aus einem Touri-Prospekt:

Und noch etwas: Wenn ICH mir das jetzt antun würde, käme ich nach knapp 80 km wieder in TIRANO an, you remember? DAS tue ich mir aber nicht an, sondern bleibe weiter parallel zu den Giganten. Der “qualmende” Berg links ist der berühmte ORTLER – 4.000m hoch:

Mein Anstieg zum Reschenpass verläuft erheblich(!) leichter als in wilden Tag- und Nachtträumen befürchtet. Eher so das Modell Ostholsteinisches Hügelland, mal unter uns. Heftige Steigungen nehmen insgesamt keine drei Kilometer in Anspruch und verteilen sich auf jeweils wenige hundert Meter. Bevor ich mich versehe, habe ich schon den Haidersee vor St. Valentin erreicht, bin also bereits auf dem Sattel des Passes:

Hier ist eine kurze Pause angesagt:

Goiler Gebirgs-Korb. Auch noch drehbar…

Fantastischer Blick zurück auf die verschneiten Hochalpen:

Dann der künstlich aufgestaute Reschensee mit der berühmten ertrunkenen Kirche:

Naja, und dann der wahre Höhepunkt des Tages, am höchsten Punkt meiner Radtour. Weil’s so unglaublich ist, hier nochmal:

Italien_Reschenpass_Grenze_Letztes Haus Italiens_Pizzeria Hans

Unglaublich, oder? Leider geschlossen, wie alles hier oben… und ebenso auf den nachfolgenden 50 Kilometern in Österreich. Zwischen 13 und 15 Uhr: Alles vernagelt und dicht.

Ich werde echt gnägelig mit der Zeit. Nix zu futtern und null Kaffee seit heute früh!  Punkt 14:50 Uhr stehe ich vor einem Café in dem schmucken Ort RIED. Die Besitzerin macht 7 Minuten eher auf, weil sie wohl Angst hat, ich könnte randalieren…

Um 16 Uhr erreiche ich nach 109 Tageskilometern meinen Zielort LANDECK. Es reicht dicke(!) für heute. Das Zimmer ist nett:

… und zum Abendessen muss ich meinen GASTHOF GREIF gar nicht mehr verlassen…

Kommentare (8)

  1. Frank H.

    Großes Gebirgskino! Bei der Pizzeria Hans dachte ich sofort an Fotomontage. Auch die Farben sind unwirklich. Sind die meisten eigentlich inzwischen elektronisch unterwegs?

    • Hans Jessel

      Es sind ja jede Menge von Radlern unterwegs. Die Rennradler halten sich naturgemäß für die Krone der Schöpfung, und ich musste mir schon manche Kommentare (hauptsächlich von den überwiegenden Italienern) anhören, die ich erfreulicherweise nicht verstand.

      Bei den Nicht-Rennradlern würde ich sagen: Fast 30% Elektrifizierung.

      Was die Farben der Fotos angeht: Ich mache sämtliche Aufnahmen mit Handy oder IPad, und kann nur das Nötigste bearbeiten, weil ich kein Photoshop habe. Die Farben sehen aber ohnehin auf jedem Endgerät anders aus, weil die meisten nicht kalibriert sind.

      • Was sind denn das für (Vor-)Urteile gegen Rennradfahrer??? Ich kenne nur total nette Rennradfahrer – wie überhaupt alle Radfahrer. Und die Rennradfahrer haben meinen großen Respekt – schau mal, was sie alles leisten ………. ohne Hilfsmotor!

        • Hans Jessel

          Ich kannte bislang auch nur total nette Rennradfahrer, speziell im Großraum Westensee und im Flensburgischen. Die sind aber auch anders drauf als 20-jährige italienische Testosteron-Zombies, die alles außer ihresgleichen ignorieren. Und Unerzogenheit mag ich gar nicht, insbesondere wenn diese an Nötigung grenzt. Da hört für mich der Spaß auf. Zum Glück gab es mit 98% der Mitradler keinerlei Probleme, ganz im Gegenteil.

  2. Heute melde ich mich wieder, weil mir Bericht und Fotos so gut gefallen. Besonders die Fotos mit dem Ortler drauf und den Haidersee finde ich beeindruckend und gelacht haben wir alle über die Pizzeria “Hans” mit dem armen hungernden Pilger davor! Hoffentlich war das Abendessen gut. Bin gespannt, wie es morgen weitergeht.

    • Hans Jessel

      Wie es morgen weiter geht? Zwischen Landeck und Füssen gilt es, den 1.200m hohen FERNPASS zu überqueren. Nach den Beschreibungen wird das heftiger als der Anstieg heute, auch wenn der 300m niedriger ist. Übrigens möchte ich den Reschenpass nicht(!) von Nord nach Süd überqueren müssen, denn da sind die Steigungen erheblich kräftiger als umgekehrt. Ich sah aber mehrere der (gut frequentierten) Fahrradbusse, von denen man sich nach Reschen bringen lassen kann…

  3. Elke Finzel

    Lieber Hans,
    mir stockt der Atem, wenn ich deine Etappenberichte lese, insbesondere im Hinblick auf die Details zu den Abfahrten. Was für eine traumhafte Landschaft, in der du dich befindest. Deine kulinarischen Belohnungen hast du dir nach den täglichen Strapazen MEHR als verdient. Unsere Radtour nach St Peter-Ording (Do. – Sa.) mit insges. rd. 200 km waren im Vergleich zu deiner Tour der reinste Kindergeburtstag, aber auch super klasse.
    Ich wünsche dir weiterhin eine spannende Tour. Pass’ auf dich auf !
    Herzliche Grüße aus dem sonnigen FL
    Elke

  4. Christina Schmüser

    Schöne Bilder und eine schöne Tour! Du machst es richtig und genießt Dein Leben!!Aber ohne Pizza Hans ist es natürlich nicht so toll!!!Dann hau Dir irgendwo anders eine Pizza rein und laß es Dir schmecken!!
    Weiterhin schöne Tage und liebe Grüße

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