Der Restaurantbesuch gestern abend ging bis nach Mitternacht… heute früh wandere ich in der Dämmerung zum Auslüften zunächst an den Altonaer Balkon, danach ein wenig ziellos durch Altona und zurück nach Ottensen. Herrliche Windstille und satter Nebel über der Elbe, der schwadenweise über den Elbhang in die Stadt zieht.
Auf Sylt lernte ich vor einigen Wochen Rawi kennen, einen Nepalesen, der mehrmals in der Woche auch zur „Frühschicht“ im Fitnessstudio zählt. Zunächst kamen wir beim Gerätetraining ins Schnacken, dann beobachtete ich eines Morgens, dass er ca. 200m vorm Studio vom Fahrrad abstieg, um die restliche Strecke zu Fuss zurück zu legen…. hmmm, was mochte es damit auf sich haben, fragte ich ihn, nachdem sich das Gleiche am Folgetag wiederholte. „Um den Stress vorm Frühsport zurück zu lassen“, so seine Antwort, sinngemäß. Dazu müsst Ihr wissen, dass Rawi alleinerziehender Vater zweier Mädchen (8 und 13 Jahre alt) ist, und sein Geld als Essensausfahrer bei „Essen auf Rädern“ verdient. Respekt!
Nachdem ich die drei neulich zu einer hausgemachten Pizza eingeladen hatte, kam letzte Woche die Gegeneinladung zu einem nepalesischen Essen à la Rawi: Ein scharfes Linsengericht mit der original nepalesischen Gewürzmischung seiner Mutter, ein Hähnchencurry – ebenfalls mit selbstimportierten Gewürzen, und ein Gemüse-Chutney, dazu einen Berg von herrlich duftendem und lockerem Basmatireis… all das dazu angetan, mich das Sylter Novemberwetter für zwei Stunden komplett vergessen zu lassen, woran auch die lebhaften Berichte über das Leben in diesem fremden Himalayastaat ihren Anteil hatten. Rawi verließ Nepal als 19-Jähriger Richtung Deutschland, feierte just seinen 47. Geburtstag, und erzählt schmunzelnd, wie er in den 1990er Jahren als „erste Nepalese“ auf Sylt erschien. Mittlerweile waren nicht nur seine Eltern zu Besuch auf Sylt, auch sein Bruder lebt bereits auf der Insel, im Haus nebenan…
Das nächste lustige Event ist bereits angedacht: Ich soll lernen, wie man die oben genannten Speisen nicht mit Messer und Gabel, sondern – nach traditioneller Art – mit den Händen isst. Ich werde berichten, dann auch mit Fotos, soweit mit kleisterigen Händen noch möglich… 😉