Ich verlasse mein Kirchenasyl noch vor dem Morgengebet. 😉 Um 7:20 Uhr erreiche ich den Bahnhof und lasse den örtlichen Arbeitnehmern gerne den Vortritt:
Es folgt eine traumverlorene Zugfahrt den Main entlang…:
… dann geht’s über Frankfurt an den Rhein bei Mainz. Leider sind die Zugfenster auf der Weiterfahrt nach Koblenz derart verschmutzt, dass an Fotografieren nicht zu denken ist.
Mein Ziel ist das ARP MUSEUM BAHNHOF ROLANDSECK in Remagen. Meine Ankunft, für 13:30 Uhr geplant, verzögert sich etwas: Meine S-Bahn von Frankfurt kommt mit 7 Minuten Verspätung in Mainz an, und auch mein beherzter Spurt durch die Unterkellerung zum Nachbargleis bringt nur den Blick auf die Rücklichter der entschwindenden Rhein-Regionalbahn. Immerhin: Während des einstündigen Aufenthalts im Mainzer Bahnhof wird mir der beste Cappuccino meiner Reise serviert, und zwar bei den Coffee Fellows – die eröffnen in Kürze im ehemaligen Leysieffer in Westerland.
Eine weitere Anreise-Verzögerung geht auch aufs Konto der Bahn. Nur kurz zusammengefasst: Die Fenster sind sooo verkleistert, dass die Aussenwelt sozusagen kaum existiert. Die digitalen Anzeigen über den nächsten Halt inklusive der Uhrzeit laufen 15-20 Minuten hinter der aktuellen Zeit, mit anderen Worten: Im nächsten angekündigten Ort waren wir schon längst. Und Durchsagen gibt’s nicht, bzw. nur vor größeren Bahnhöfen. Mit anderen Worten: Wir driften Allemann ziemlich somnambul unseren Zielen entgegen. Mein Ziel heisst ROLANDSECK, der nördlichste Ortsteil von Remagen. Natürlich bin ich der einzige, der an dieser Milchkanne aussteigt. Wegen der Überfüllung des Zuges bin ich in den letzten Wagen gestiegen, der nun am Ende des Bahnsteigs zum Stehen kommt. Ich steige aus, kann kein Ortsschild entdecken, der Zug fährt weiter… und ich stehe auf dem Bahnsteig von OBERWINTER, zweieinhalb Kilometer vor Rolandseck. Sowas liebe ich ja.
Was tun!? Der nächste Zug fährt in einer Stunde, während Google mir eine Wanderung von 35 Minuten anbietet. Läuft! Eine viertel Stunde später erreiche ich am Ortsausgang den Rhein…:
… und eine weitere viertel Stunde später das Museum, die ehemalige Empfangshalle des Bahnhofs, über 175 Jahre alt – der Hammer:
Drinnen angekommen, werde ich durch lange unterirdische Gänge in „Raumschiff Orion – Style“ zu einer kleinen Glastür geführt, auf der steht: Noch 243 Stufen bis zur Ausstellung:
Wie in einem Leuchtturm tingel‘ ich die enge Wendeltreppe hoch und finde mich am Ende in einer Art Adlerhorst über dem Rhein wieder, schon schick!:
Ich besuche die Ausstellung von Becher-Schüler AXEL HÜTTE, einem von mir sehr geschätzten Fotografenkollegen, der… ach was rede ich, lest selbst:
Derart gute, riiieeesengroße und perfekt gerahmte Fotos sieht man nicht alle Tage…:
… und ich würde noch weit anstrengendere Reisen auf mich nehmen, um Derartiges zu sehen…:
… um (u. a,) den Zumutungen, denen wir alle gegenwärtig ausgesetzt sind…:
… für die Zeit eines stillen Stündchens zu entfliehen. Hach:
Nach diesem Hochgenuss marschiere ich an den Rhein hinunter, wo gerade die Fähre von Bad Honnef angedriftet kommt. Perfektes „Hütte-Wetter“, schön grau. Tja, wir arbeiten beide mit Licht, ich mit gerichtetem, Hütte mit gestreutem – sehr interessant!
Beim Rückblick zum Bahnhof sehe ich von hier aus besser, wo ich war: In dem modernen Museumsbau hinter dem historischen Gebäude. Auch der Treppenturm mit dem Adlernest ist zu sehen:
Am Ausgang erfahre ich übrigens, dass es auch einen Fahrstuhl gibt, ähäm.
Und da für diese Reise nun keine Steigerung mehr erwartbar ist, entscheide ich mich spontan, direkt nach Hamburg zurückzufahren, wo ich heute früh um 1:25 Uhr ankomme.
Moin Hans, .
eine Tour mit der Bahn hält -immer- was sie verspricht, auch diverse “Überraschungen”
Wir als erfahrene Bahnkunden glauben nur man(n)/Frau hat schon alles erlebt; Irrtum
Weiterhin gute Fahrt
Eine tolle Ausstellung, sage nur ein Hoch auf die Absolventen der altehrwürdigen
“Düsseldorfer Kunstakademie”
Du sagst es, liebe Karin! Wir sehen uns auf Sylt?