Natürlich sind Nebel und fünf Grad auf Sylt schon eine schöne Sache… Aber so ein frühes Morgenbad in der Adria hat ja auch mal was, sach‘ ich.
Auch wenn Rimini seit den Nachkriegsjahren in erster Linie als Massen-Urlaubsziel der unteren Mittelschicht Italiens und Deutschlands von sich reden machte, habe ich mittlerweile einige interessante Infos über diese europäische Tourismuskapitale (mit immerhin über 1.500(!) Hotels…) hervorgewühlt:
Zum Beispiel, daß die Altstadt von Rimini ihren noch heute existenten Grundriss bereits zu römischen Zeiten erhielt. Einen guten Kilometer vom Meer entfernt übrigens, wie man es vor 2.000 Jahren gerne machte, um ggf. anrückenden Seestreitkräften osmanischer Erdogans kein allzu leichtes Ziel zu bieten. Daß von diesen Bauten aus der Antike nur so herzlich wenig übrig blieb, ist weniger der ellenlangen Geschichte als vielmehr einigen gezielten Bombardierungen der Alliierten im Jahre 1943 zuzuschreiben, die kurzerhand mal 80 Prozent der Gebäude in Schutt und Asche legten, um den dort im Rückzugsgefecht verbarrikadierten Deutschen einen (weiteren) Denkzettel zu verpassen. Was auch gelang.
Beim Spaziergang durch die (eigentlich also gar nicht so alte) „Alt“stadt fallen deshalb nur noch wenige architektonische Relikte ins Auge. Gestern zeigte ich bereits die Tiberius-Brücke, auf der gegenüberliegenden Seite der Altstadt findet sich der Augustusbogen:
Nicht zu vergessen den Pinienzapfen-Brunnen, dessen „besonderes Maß an Harmonie“ sogar Leonardo da Vinci lobte:
Aber nun kommts: Als der Zweite Weltkrieg endete, befanden sich 150.000 deutsche Soldaten im britisch-amerikanischen Kriegsgefangenenlager „Rimini Belaria“, natürlich unter katastrophalsten Bedingungen. Und da Täter immer gerne noch einmal an die Stätte ihrer (Un-)taten zurückkehren, markierten diese ehemaligen Soldaten dann, einige Jahre später, den Startschuss der „Invasione Tedesca“, auf gut Deutsch: des „Teutonengrills“.
In den 1960er und 1970er Jahren wurde die Küstenlinie vor Rimini auf einer Länge von 16 Kilometern zugebaut. Die Straßenzüge sehen noch heute so aus, mittlerweile meist in restaurierter Form, als Beispiel hier die Straße, in der sich auch mein Hotel befindet:
In unmittelbarer Seafront sind mittlerweile auch moderne und stylischere Hotels dazu gekommen…:
… die jedoch sowohl den ausgesprochen familiären Charme, als auch die kundenfreundliche Preisgestaltung…:
… vermissen lassen. Als Beispiel von großer Freundlichkeit meine Getränkekarte zum gestrigen Abendessen.
Mit den einsetzenden Folgen der Meeresverschmutzung (durch allzuviele Rimini – Rinnsale…) brach diese deutsche Herrlichkeit abrupt zusammen – und wenige Jahre später übernahmen die Russen(!) deren Stelle, die bis zum Überfalls auf die Ukraine nach den Italienern die meisten Touristen stellten.
In meinem Hotel MIRAGGIO war ich nun der einzige Ausländer unter Italienern. Mit rührend bemühten Gastgebern, die mir in radebrechendem Deutsch jeden Wunsch …:
… von den Lippen abzulesen versuchten.
Das war insgesamt eine mehr als gute Vorstellung, Rimini! Auch mein gestriger Spaziergang ins Nachtleben machte richtig Spaß bei 25 Grad und Windstille und einer mediterranen Leichtigkeit, die selbst den verstockten Norddeutschen zu einigen Tanzschritten verleitete.
Aber die Reise geht weiter… diese Zeilen schreibe ich aus dem Frecci nach Bari – ganz im Süden Italiens gelegen. Immerhin soll es ja noch auf eine Insel gehen, die keiner von Euch kennt, hoho!