Wenn ich morgens vom Baden komme und 50 Meter lange Corona-Schlangen vor den Bäckereien sehe, werde ich volatil. Die Insel ist derartig überfüllt, dass es mir in der Seele weh tut. Ich muss raus, und ein/zwei Tage auf dem Kontinent können da überhaupt nicht schaden, zumal ich mich bei lieben Bloglesern eingeladen habe… also warte ich die letzten Regenschauer ab und radelˋ mittags zum Bahnhof. Da steht er, mein Lieblings-Zug, der mich für nur 3 Euronen incl. Fahrrad nach Niebüll bringt:
Dort kurz vor 13 Uhr angekommen, werfe ich zunächst einmal den angedachten südlichen Tourverlauf gen Flensburg über den Haufen, denn dort zieht gleich eine ganze Familie von Regenwolken über das Land, und die kommt ohnehin besser ohne mich zurecht.
Also starte ich nach Norden, Richtung dänische Grenze, und erreiche nach 40 Minuten das pulsierende Süderlügum, wo mich der zentralörtliche Sparmarkt in seinem Backshop zu einem „Hühner-Hugo“ samt donnermäßigem Kaffee überredet:
Einigermaßen gethrillt verlasse ich diese geschätzte Stätte gehobener Kulinarik und steuere stantepe das gleich nordöstlich des Ortes gelegene Naturschutzgebiet „Süderlügumer Binnendünen“ an, das mich in voller Hochsommertracht empfängt:
Das ist eine typische „Alte Landschaft“ Schleswig-Holsteins. So sah es vor den umfangreichen Bepflanzungsaktionen des 18. und 19. Jahrhunderts auf der agrarisch kaum in Wert zu setzenden Geest auf hunderten von Quadratkilometern aus. Im Anschluss quere ich eine Fichtenschonung, und freue mich einmal mehr über die Kraft und die breiten Reifen meines EBikes, denn das teilweise wadentief stehende Regenwasser auf dem sandigen Untergrund wäre normalerweise das Ende eines jeden Radler-Ausfluges:
Es hat natürlich einen Grund, warum ich mich hier durchquäle: Ziel sind zwei weitere, in dieser Schonung versteckte Naturschutzgebiete, das „Schwansmoor“ und das „Kranichmoor„…:
… über deren Bedeutung Ihr Euch auf dieser Infotafel schlau machen könnt:
Im weiteren Verlauf meiner Transkontinental-Tour durch Alte Landschaften quere ich verlassene Bahnstrecken…:
… schlage mich entlang morastiger Brennnesselpfade…:
… erfreue mich an der fast übernatürlichen Ruhe, die mir auf einsamen Wegen entgegen schlägt…
… und erreiche schließendlich die lieben Freunde im Flensburgischen, mit denen ich den Lohn der schönen Mühen in vollen Zügen geniesse: Einen wunderbaren Nudelauflauf incl. Rucola-Salat aus eigenem Garten:
Herrlich! Das tat mal wieder gut. Heute Vormittag ging’s zurück…