Der Tag beginnt nahezu windstill… im frühmorgendlichen Halbdunkel atme ich das hohlige Donnern der Brandung mit gespanntem Interesse. Diese auf Sylt so seltene Situation ist potentiell spannend für ungewöhnliche Fotos, das zeigt die Erfahrung.
Sehr genau beobachte ich im Weiteren die Position dreier kleiner Regenwolken wenige Kilometer vor der Küste. Was nun noch fehlt, ist ein Fünkchen Sonnenlicht.
Ca. um 9:30 Uhr steige ich in den Ausguck, sehe eine kurze Auflockerung in der ansonsten kompakten Wolkendecke von Südwesten heranschweben… und keine 5 Minuten später geht’s mit dem Fahrrad auf die Promenade.
Vor mir, im Westen, über dem fast spiegelglatten Meer sehe ich die bizarren Fallstreifen einer zarten Schauerfront, mehr aus Schnee als aus Wassertropfen bestehend, dann einen Hauch von Sonne, der nur für Minuten einen Regenbogen erzeugt…. und der winzige Wellenreiter findet eeendlich seine kleine Welle vor diesem großartigen Spektakel, in diesem unwirklichen Licht – dieses Glück hat der Fotograf verdient.
Die besten Fotos meiner Laufbahn sind stets nach konzentrierter und exakter Beobachtung von Naturvorgängen entstanden, immer in dem Bestreben, DEN ungewöhnlichen Moment zu erhaschen, in dem die Natur eine ihrer intimeren Seiten zeigt.
DAS kann ich heute leicht sagen. Jahrzehntelang lang habe ich dieses Bestreben im Detail gar nicht wahrgenommen und auch nicht verstanden. Nach gelungenen Bildern wie dem heutigen bin ich dann der ausgeglichenste Mensch dieses Planeten und freue mich wie Bolle über die wieder einmal „gute Zusammenarbeit mit der Natur“. Also: Dankeschön!