25. Februar: Strand ohne Ende

Es ist vier Jahre her, dass ich im Januar eine Küstenwanderung an der südportugiesischen Algarve unternahm – von TAVIRA kurz vor der Grenze nach Spanien bis nach QUARTEIRA. Eigentlich hatte ich damals vor, in 8 Wandertagen bis zum CABO DE SÃO VICENTE, den südwestlichsten Festlandspunkt Europas, zu gelangen, was ich jedoch schnell knicken konnte: Luftlinien-Kilometer sind eben keine Küstenwanderweg-Kilometer. Deshalb strandete ich auf halber Strecke, vom oftmals weichen Sand, schwierigen Steilküsten-Klettereien und hohen Wasserständen ziemlich zermürbt, schwor mir aber wiederzukommen und den Rest der Strecke auch noch zu „erledigen“.

Im Jahr 2018 erreichte ich meinen Ausgangsort per Zug, diesmal musste ich (ausgesprochen leider!) per Flugzeug anrücken, weil die wichtigste Bahnverbindung vom südfranzösischen Hendaye nach Lissabon weiterhin – coronabedingt – unterbrochen ist.

Ebenfalls anders die Reiseorganisation: Statt die gesamte Strecke mit Mehrtages-Rucksack und täglich wechselnden Unterkünften zu absolvieren, entschied ich mich diesmal, einen festen Standort zu wählen, von dem aus ich die Ausgangspunkte meiner Wanderungen per Bus ohne allzu lange Anreise würde bewältigen können. Der Vorteil: Erheblich weniger Schlepperei… und spürbar mehr Komfort.

Heute stand nun zum Einstieg die längste Busfahrt an. Von meinem Standort PORTIMÃO erreichte ich meinen Start-Ort QUARTEIRA nach gut 3-stündiger Tour um kurz nach 11 Uhr. Ergibt eine Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 30 km/h, was den unzähligen Stopps und den Verkehrsbedingungen zuzuschreiben ist:

Die Algarve, südlichste Provinz Festlands-Portugals, darf sich rühmen, eine der spektakulärsten Küstenstriche ganz Europas zu besitzen. Das interessierte mich bereits Mitte der 1970er Jahre, als ich – unmittelbar nach der Portugiesischen Nelkenrevolution –  erstmals hier per Zug anreiste und aus dem Staunen nicht mehr herauskam, obwohl ich doch diesbezüglich von Sylt ganz schön verwöhnt aufgewachsen war.

Und noch etwas anderes berührte mich: Was der Tourismus so anrichten kann. Eines der – Europaweit – schlimmsten Beispiele ist mein heutiger Startpunkt: QUARTEIRA. Wer sich diesen architektonischen Grusel anschauen möchte, wähle doch bitte die Firma Google an. Ich jedenfalls möchte meinen Blog nicht mit derlei Ansichten vergiften.

Was mir schon heute morgen vor meiner Unterkunft in Portimão auffiel, war die enorme Dünung. Hier, vor Quarteira, stehe ich gleich zum Start gewaltigen 3 Meter – Brechern gegenüber, und das bei Windstärke 2-3:

Womit das Thema ´Badenˋ sich für heute auch erledigt hätte.

Mehrere Kilometer führen mich zunächst an der PRAIA DA FALÉSIA entlang, eine bis über 40 Meter hohe Sandstein – Abbruchküste mit  vom (seltenen) Regen verursachten phantastischen Erosionsformen:

Strände ohne Ende: Wie lang die PRAIA DA FALÉSIA ist, können wir am besten von ihrem westlichen Ende überschauen. Dort nämlich kraxeln wir noch einmal direkt durch diese Sandsteinformationen und erkennen (vielleicht) gaaanz da hinten unseren Ausgangspunkt QUARTEIRA:

Und weil es so schön ist, noch zwei Stimmungen von der heutigen Tour:

Ein zauberhafter Blick auf den (noch aktiven!) Fischerort OLHOS DA AGUA beendet unsere heutige Wanderung. Die Schirmpinie wird demontiert und kommt in mein Reisegepäck… die hätte ich gerne auf Sylt!

Die letzten Kilometer, entlang einer vielbefahrenen Straße hinein ins quirlige Albufeira, vergessen wir lieber. Mein Versuch, auf Anraten meines Wander-Navis einen weiteren Klippenweg zu erreichen, scheitert: Dieser endet an einer wilden Müllhalde zwischen zwei riesigen Luxus-Hotelanlagen, die den Weg mit zwei Meter hohen Drahtzäunen für sich vereinnahmt haben.

 

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