Mein frühmorgendlicher Blick aus dem Hotelzimmer bestätigt den Wetterbericht für heute: Ein astreiner Sonnentag erwartet mich:
Also bummel‘ ich noch in der Dämmerung hoch zur Accademia-Brücke, die sich an einer besonders fotogenen Stelle über den Canal Grande spannt:
Ich liebe es ja, in der Frühe durch Städte zu pilgern, um deren typischen Geräusche und Gerüche aufzusaugen – naja und die optischen sowieso, mit denen Venedig reicher gesegnet ist als wohl alle Städte, die ich bislang auf diese Weise „erobern“ durfte:
Wie sagte es Birte beim gestrigen Abendessen auf der Promenade: „Es tut einfach gut, durch soviel Schönheit zu wandern.“ Normalerweise erlebt man/frau so etwas wie landschaftliche Schönheit nur in der Natur, besonders am Meer und in den Bergen. Sobald man einen Ortsrand betritt, ist dagegen Schluß mit diesem Erlebnis – siehe meine Geburtsstadt Westerland. Tja – was man mit fehlenden Bebauungsplänen und raubritternden Gemeindevertretungen nicht alles erreichen kann! Der hohe Schutzstatus von Venedig hat derartige Auswüchse erfolgreich verhindert, und sicher ebenso der in Italien deutlich stärker ausgeprägte Sinn „für das Schöne“ und der Stolz der einheimischen Bevölkerung. Am liebsten würde ich beim heutigen Morgenspaziergang applaudierend durch die noch fast menschenleeren Gassen laufen: „Respekt! Alles richtig gemacht, liebe Venezianer! Selbst die Umweltverschmutzung scheint Ihr in den Griff zu bekommen, auch wenn die Natur erst rebellieren musste, als Venedigs Lagune vor Jahrzehnten der Kloaken-Kollaps drohte.“
Sozusagen „im Rausch des Schönen“ befangen, besteige ich an der Accademia-Brücke ein Vaporetto und lasse mich zum Mercado gleich neben der Rialto-Brücke chauffieren: Spätestens hier komme ich nun auch olfaktorisch auf meine Kosten:
Am meisten begeistern mich die Fangschreckenkrebse. Begeisternde Tiere, die ich bislang nur aus fernen Meereszoologie-Vorlesungen kannte. Sie hocken gut versteckt am Meeresboden, und wenn eine potentielle Beute nah genug vorbeischwimmt…:
… schlagen sie diese mit einem gezielten Boxhieb k.o.., während andere dem armen Opfer mit einem Scherenschnitt den Garaus machen. Zur Strafe zählen sie hier zu einer Delikatesse der Region. Übrigens: Das Foto zeigt die Hinterteile(!) der Tiere. Die kräftigen „Box-Scheren“ am Vorderteil werden vorm Verkauf entfernt.
Weiter geht’s mit der Vaporettofahrt auf dem Canal Grande, diese dauert eeewig, weil alle 150 m schon die nächste Anlegestelle wartet. Das vor uns wacker gondolierende Rentner-Ehepaar hält jedenfalls locker mit uns mit:
Da Venedigs Hauptkanal nur von wenigen Brücken überspannt wird, gibt es an diversen Stellen Gondel-Pendelverkehre, mit deren Hilfe man für zwei Euros die Seiten wechseln kann:
Jaja, Venedig ist „nah am Wasser gebaut“, das merkt der Reisende an allen Ecken und Enden:
Nachmittags fahre ich auch noch rüber zur Friedhofsinsel San Michele – davon berichte ich später…