Mittwoch, 31. Mai: Früher Start in Hamburg
Unter den sympathischen Zeitgenossen ist es seit Jahrzehnten zur Mode geworden, im Privatzug durch die Lande zu rauschen, inklusive Geheimfahrplan. Ob Honegger, Putin oder Kim Jong-un, alle schätzen die gepflegte Bahnfahrt, und das Bordrestaurant sollte dabei nicht fehlen.
Heute früh um 4:16 Uhr fühle ich mich ähnlich. Die Vogelwelt zwitschert, der Morgen dämmert, und Wieder einmal besteige ich den IC 7 nach Interlaken-Ost in Altona als einziger Fahrgast, und bis Osnabrück kommen nur eine Handvoll Störer hinzu – aber nicht in meinem Waggon, der sich, nicht ganz zufällig, am Ende des Zuges befindet. Das geht in Ordnung.
Kleines Manko: Die Bordgastronomie steigt ebenfalls erst in Osnabrück zu, wie mir die charmante Kontrolleurin mit bedauernder Mine hinter Harburg mitteilt. Sie hockt sich kokett auf die Armlehne des mir gegenüber liegenden Doppelsitzes und freut sich ganz offensichtlich, überhaupt irgendjemanden zu plaudern gefunden zu haben.
Der Zug fährt ab Hamburg Hbf dem Fahrplan hinterher, zunächst für 1-2, bei Querung des Ruhrgebiets um 6-7 Minuten, aber das stört ja bekanntlich keinen großen Geist, der – superschlauerweise – genug zeitliche Reserven bis zum heutigen Reiseziel (Lugano/Schweiz oder Como/Italien, mir egal) längst eingeplant hat.
Die Fahrt führt durch wundervolle Morgennebelschwaden im Niedersächsischen, vorbei an ganzen Tausendschaften gestresster Arbeitnehmer auf rheinischen Bahnhöfen, entlang des im Sonnenglast wahrlich irisierenden Mittelrheintals, durch selten grüne Weinlandschaften hinunter zu Füßen des Schwarzwaldes bis nach Basel, dem Eingangstor zur Schweizquerung. Diese funktioniert seit Öffnung des St. Gotthard-Basistunnels (mit 57 Kilometern Länge immerhin der weltweit längste Eisenbahntunnel) derart flink, daß die in früheren Jahren bevorzugte München-Brenner-Route für Fernreisende ins tiefere Italien eigentlich obsolet geworden ist.
Reisen wie Kim Jong-un, den Kaffee gab’s mittlerweile auch.
Dieser Blog erscheint recht früh, weil ich mich der Schweizer Grenze nähere, wo ich meine Mobilen Daten abschalte. Schwer zu sagen, wann ich wieder online sein werde…
Geschummelt!!! Das Winkefoto ist bestimmt nicht von heute Morgen.
Als alte Blockleserin hab ich so viel gelernt, dass ich das am Licht erkenne.
Gute Reise, ich freu mich auf die Bilder
Liebe Grüße
Gela
Moin Angela, ich liiieeebe aufmerksame BlogleserInnen, die sich nicht hinters Licht führen lassen. Auch einem Kim Jong-un würde man/frau ja nicht alles glauben, gelle? Das Winkefoto stammte vom 30. Mai und zeigt meinen Abschied aus der Nordmarkstraße, das Zugfoto entstand am Tag darauf am Altonaer Bahnhof vor der Abreise. Ich schwör‘s! 😉