Hochsommerliche Temperaturen über Sylt, staubtrockener Ostwind, seit Wochen kein Regen – fast griechische Verhältnisse. Nicht nur die Hühner sind etwas fertig…
Aufmerksame Blogleser stellten bereits die Kernfrage dieser Tage: Wie ich denn „so schnell“ nach Hause gekommen sei, nämlich. Tja, peinliche Nummer. Als ich Ende der 1970er Jahre über Land nach Griechenland reiste, setzte ich mich am Münchener Ostbahnhof zusammen mit hunderten von schwerst bepackten griechischen „Gastarbeitern“ in den AKROPOLIS-Express und juckelte einen Tag und eine Nacht über den Balkan bis nach Athen – ohne auch nur einmal umzusteigen. Ich erinnere mich an die wunderbare Szene, als wir gegen 3 Uhr am Morgen die jugoslawisch-griechische Grenze überquerten, und aus dem dunklen und unfreundlichen „Ostblock“ im ersten griechischen Bahnhof – trotz mittlerweile vierstündiger Verspätung – mit Sirtaki-Livemusik, frischgegrillten Souflakis und Wein aus Amphoren(!) begrüßt wurden. Nach gut einer Stunde tanzte die halbe Zuggesellschaft zwischen den Gleisen herum, bis der Lokführer die ganze angetüddelte Baggage nach mehrmaligem Warnhupen wieder an Bord hatte. Großartig und einmalig. Griechenland ist bei mir seitdem immer positiv in Erinnerung geblieben
Heute sieht das anders aus. Zwar wäre ich noch einigermaßen flink von Athen nach Thessaloniki gekommen, hätte von dort jedoch per Bus(!) nach Sofia hotten müssen. Im Anschluss mit Umstiegen in Bukarest, Budapest und noch irgendwo wäre das eine ausschließlich strapaziöse Reise geworden, und mit nur einer Verspätung irgendwo auf der Strecke wären die restlichen Anschlusszüge perdü gewesen.
Also musste ich fliegen. Aber kann immer noch von mir behaupten, in den letzten Jahren auf 90% weniger Flüge gekommen zu sein als in den Jahren davor. Immerhin.
Nun sitze ich hier auf Sylt, und meine Seele reist noch… Schlaglichtartig tauchen die besonderen Situationen auf, die ich auf der Tour erlebte. Am häufigsten denke ich an „Papa“ Kosmas in seiner Kapelle Agios Ioannis (St. Johannis) im Spetser Ortsteil Kounoupitsa..:
Aus lauter Höflichkeit habe ich kein Foto von diesem hochgewachsenen, hageren Mann in der schwarzen Kutte und dem langen grauen Bart gemacht, wie er sich aus seiner Pick-up-Ape schält und mich mit einem Blick begrüßt, der die Tiefe und Ruhe des blauen griechischen Himmels in sich trägt. Er bittet Barbara und mich in die Kirche, die im Inneren eher einer Baustelle gleicht:
Seit nicht weniger als zwölf Jahren, so rechnet er uns auf Nachfrage vor, ist er damit beschäftigt, „seine“ Kirche auszumalen, hier ein Blick zur Kirchendecke:
Beide Fotos: Barbara D.
Dazu seine ruhigen Erklärungen in griechischer Sprache, die ich zwar nur marginal verstehe, aber eigentlich als Soundtrack zu diesen Kunstwerken imaginiere – ein spirituelles Erlebnis in Wort und Bild – ganz zauberhaft, in diesem kühlen Kirchenraum.