29. Dezember: „Wo bin ich?“

Nicht ganz einfach zu erraten ;-). Aber für diejenigen unter Euch, die die Tristesse lieben, empfehle ich den Weg vom Schleswiger Bahnhof Richtung Innenstadt…:

Nach etwa 10-minütigem Marsch komme ich zu meinem heutigen Ziel, dem Schleswiger Stadtmuseum…:

… um mir die Ausstellung von Dr. Christian Klepp anzuschauen. Er gehört zu der eher seltenen Spezies von „Seiteneinsteiger-Fotografen“ (wie ich), die etwas von der Materie verstehen, mit der sie sich beschäftigen. Wobei ich mit ‚Materie‘ die Natur meine, deren Zusammenhänge er in seinen Bildunterschriften in wissenden Worten und ohne Geschnörkel zu erklären versteht:

Dem Saoseo-See war ich bei meinen Engadin-Touren auch schon seeehr nahe. Da er jedoch per ÖPNV nur sommertags zu erreichen ist, steht mein Besuch noch aus…

Am eindrucksvollsten wirken Klepps nächtliche Firmamentbilder, die er mittels eines auf den Polarstern gerichteten „Nachführ“-Geräts und viel digitaler Nachbearbeitung messerscharf abbildet – zusammen mit beschneiten Gebirgsgipfeln und in 180 Grad – Panoramaformat. Das ist großes Kino, und ich entnehme den Gesprächen anderer Betrachter, wie sehr die Fotos wirken, zum Beispiel in Hinsicht darauf, wie bedeutend – nein: UNbedeutend! – der einzelne Mensch doch in realiter ist.

Von Christian Klepp gibt es mittlerweile zwei Bildbände, die jedem Natur-Begeisterten nur empfohlen werden können.

Im gleichen Hause findet sich zur Zeit noch eine weitere Ausstellung statt, heute um 11 Uhr mit persönlicher Führung des Fotografen…:

Deshalb bin ich hier. Dr. Holger Rüdel ist der ehemalige Chef des Schleswiger Stadtmuseums und – im Nebenberuf – ein fast besessener Fotograf. Seine Ausstellungen und Bildbände über die ‚Letzten Schleifischer’ und die ‚Wanderschäferei in Schleswig-Holstein’ stellten seine Professionalität bereits einem größeren Publikum vor. Nun ist er wintertags mit seiner „Assistentin“ – sprich: seiner Frau – in den Yosemite-Nationalpark gefahren, um dort bei Temperaturen bis -35 Grad die Landschaft…:

… und im Besonderen die Tierwelt zu fotografieren. Was unter DEN Bedingungen nun wirklich grenzwertig ist. Das Top-Foto vom Aug‘ im Auge eines Wolfs mit dem von einem Rudel seit Tagen malträtierten Bison – hier das Glühen des hungrigen Siegers, da das Ermatten des Sterbenden –  ist ein Knaller, für den sich die ganze Tour nach Schleswig gelohnt hat. Chapeau!

Spannend war für mich im Besonderen das direkte Nebeneinander der Werke zweier Top-Landschafts-Fotografen, von denen der eine (Dr. Rüdel) die digitale Bildbearbeitung auf das Notwendigste reduziert (wie ich), während der andere (Dr. Klepp) zu  Dramatisierungen durch digitale Bearbeitung neigt. Für mein Empfinden eine in manchen Bildern ZU starke Bearbeitung, die auf mich „Effekthäscherisch“ wirkt. Das hat die Natur nicht nötig.

 

 

Kommentar (1)

  1. Wolfgang Pittkowski

    Wunderbare Beschreibung von Schleswiher Tristesse und verborgenen Schätzen!
    SL ist eben immer eine Reise wert ….

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