12. Februar: Ein Vormittag in Erfurt

Die heutige Morgendämmerung erlebe ich auf Erfurts Domplatz, mit Blick auf das wirklich respektable Ensemble von Dom und Severikirche. Es hat in der Nacht leichten Frost gegeben, und der aktuelle Niesel hat die Wege und Treppen mit einem lustigen Eispanzer überzogen. Noch während meines frühen Ausflugs trudeln die ersten „Erfurt“-Antworten zu meiner gestrigen Frage ein… die Schwarmintelligenz lässt mich immer wieder staunen.

Nach einem ausgiebigen Frühstück pilger’ ich durch die gewundenen Gassen der Altstadt zum Erfurter Kunstmuseum am Anger. Denn dort spielt die Musik, die mich hergelockt hat…: Im Zuge der Vorbereitungen zu meiner Venedigtour Anfang November letzten Jahres (siehe die Tagesberichte in diesem Blog…) stieß ich auch auf Bilder des gebürtigen Erfurters…:

… der dank seiner großen malerischen Begabung und allerbester Ausbildung von Kindesbeinen an…:

…in der Mitte des 19. Jahrhunderts zu DEM Maler Venedigs wurde, wo er von 1837 bis 1878 immerhin über 40 Jahre seines Lebens verbrachte und mit seinen Bildern das touristische Zeitalter der Serenissima einläutete. Selbst Könige wurden in seinem Atelier vorstellig, um insbesondere seine Mondschein-Gemälde zu erwerben, die er zum Teil in mehrfacher Ausfertigung malte:

Und das in einer teilweise derart peniblen Akuratesse, hier die Fondaco die Turchi am Canal Grande…:

… das ich, wie viele andere Besucher auch, kopfschüttelnd vor den Originalen stehe und die so hervorragende und detailverliebte Wiedergabe gar nicht fassen kann. Blättert man das Gästebuch durch, scheint die halbe Republik diese Ausstellung sehen zu wollen…:

… so dass wegen des Andrangs sogar die Öffnungszeiten um drei Stunden bis 21 Uhr verlängert werden mussten. Während meiner Anwesenheit wuseln ganze Schulklassen zwischen den Exponaten herum und werden von ihren Lehrern zum Malen animiert:

Ich geniesse nicht nur die Bilder, sondern auch die Stimmung, die diese unter den Besuchern – selbst den Kindern – erzeugen… und mag gar nicht mehr weggehen in die Straßen Erfurts mit diesen gruseligen Wahlplakaten, sondern lese lieber manche Erläuterungen doppelt und dreifach:

Irgendwann ist dieser so wunderbar kunstbeseelte Vormittag aber dann doch vorüber. Auch der Magen knurrt, und regelrecht erschöpft von soviel gemalter Schönheit kehre ich ins Hier und Jetzt Erfurts zurück.

 

 

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