Nein, ich konnte es nicht ahnen. Extra kein Hotel in STRASBOURG bezogen, sondern im dagegen fast dörflich verschlafenen KEHL auf dem deutschen Rheinufer gleich nebenan, durch die „Europabrücke“ verbunden. Bewusst etwas außerhalb des dortigen „Zentrums“, angrenzend an ein Wohngebiet. Die Rezeption gebeten, mir ein ruhiges Zimmer zu geben – was mir sogar bestätigt wurde. Und dann das: Die Rezeption gar nicht besetzt, den Zimmerschlüssel per Computer erhalten. Gegenüber meines Zimmers zwei Kneipen, trunkene Diskussionen bis 3 Uhr in der Frühˋ unter meinem Fenster, und schließlich noch die Müllabfuhr um 5:30 Uhr. Das reicht dann.
Als ich um 6:15 Uhr letztmalig erwache, fühle ich, dass ich mit mir recht sorgsam umgehen sollte am heutigen Tage.
In solchen Situationen hilft Selbstdisziplin, das habe ich in 50 aktiven Reisejahren gelernt. Also: Um 7:30 Uhr Abmarsch!
Punkt halb acht Checkout. Das gepackte Fahrrad steht vorm Eingang. Zur gestern abend noch auserwählten Frühstücks-Bäckerei ists ein Steinwurf. Sternstunden eines Reisenden, ich liebe es: Unterwegs ZU sein!
Um 7:45 Uhr habe ich Kehl hinter mir gelassen – und das ist auch gut so. Schaffeschaffe, Häusle auf vier Räderˋ baue…:
Nach wenigen Kilometern in fast noch kühler Morgenluft erreiche ich den Rhein. Blick zurück: Tschüß Kehl! Wir sehen uns wohl nicht wieder:
Eigentlich wollte ich heute auf der französischen Seite des Rheins weiterfahren, aber in den Wirren der Nacht fand ich Gelegenheit, mich anders zu entscheiden. Diverse Gründe sprachen für eine Tour am rechten Rheinufer…
Schön und gut. Ich lege die ersten 10 Kilometer auf dem (ziemlich öden) Rheindeich zurück, entscheide dann, im Weiteren „über die Dörfer„ zu fahren. Hier sehe ich: Häusle, Blogger-Rad, Stachelbeer-Plantage…:
… ein Gewirr von Altarmen des Rheins, Kanälen, Deichen, intensiver Landwirtschaft und noch intensiverer Industrie – hinten der Schwarzwald…:
… und ich sehe eine mächtige Gewitterfront im Süden, die deutlich schneller ist als ich:
Abbruch der Veranstaltung. Ich habe auch keine Lust mehr, auf Radwegen neben vielbefahrenen Schnellstraßen in dieser elenden Hitze Giftgase einzuatmen. Wie soll das erst im nahen Dunstkreis von Karlsruhe werden!? In Rastatt führt mich mein Weg am Bahnhof vorbei, und ab geht’s per Zug über Karlsruhe nach Worms. Dort, im Stadtcafé, wird mir auf der schattigen Terrasse eine feine Kartoffelsuppe mit frischer Dampfnudel serviert:
Mein heutiges Ziel: Nierstein! Das hat Gründe, über die ich morgen berichten werde. Hier der Blick aus meinem Hotelfenster:
Zum Abend zieht eine Gewitterfront über den Ort. Ich wettere den erfrischenden Regen im Restaurant des Hotels ab, bei gutem Essen und Weinen aus der Region. Foto folgt!