Sylt macht einen seiner Zaubertage auf. Ich erreiche das Grüne Kliff am Keitumer Wattufer, als die Sonne aufgeht. 5 Uhr – der Kaffee musste ausfallen heute.
Die Luft wirkt zart wie Samt, der Duft dieses Tages ist noch beeindruckender: Rhododendren, Flieder, Goldregen, Kastanien – alles in voller Blüte. Bin schon vom Atmen satt.
Ich schaue, was es zu fotografieren gäbe, da kommt mir gemäßigten Schrittes ein älterer Herr entgegen. Gepflegte Kleidung, gebildetes Äußeres, Gehstock. Wir grüßen uns, er schreitet vom Weg ins Gras, um mich, das Fahrrad schiebend, vorbei zu lassen. “Sie kommen von rechts”, sagt er. Wir kommen ins Gespräch, über die Schönheit dieses morgendlichen Augenblicks: “Ich komme seit 45 Jahren auf die Insel, aber solch` einen intensiven Duft habe ich noch nie erlebt”… und – parallel dazu – das momentane Elend in vielen Teilen der Welt. Die “Bomben über Aleppo” machen ihm – und mir ebenso – zu schaffen, und wie glücklich wir uns schätzen dürfen, hier auf Sylt in dieser Idylle zu sein. Ja, wir sind die, die Glück gehabt haben… noch einige Worte hin und her, dann liftet er höflich seinen Hut, dreht sich im Gehen noch einmal um und sagt: “Wie schön, dass Sie das auch so sehen. Ich danke Ihnen.” Großer Auftritt, an einem Samstagmorgen um 5:15 Uhr.
Ich radel` durch Keitum. Tiefer Nebel über dem Archsumer Anwachs. Wunderbares, weiches Licht – und herrlich warm bereits nach dem gestrigen Seenebel:
Es wird mir jetzt etwas zu(!) schön so langsam:
Auf dem Rückweg Richtung Westerland hole ich mir meinen Morgenkaffee in Raffelhüschens Backstube im Tinnumer Gewerbegebiet ab – und besuche im Anschluss des Tierfriedhof im Sjipwai: