“Deutschland bleibt eines der erträglichsten Länder für Raucher!” – sagt Kettenqualmer Michel Houellebecq, einer meiner unbequemen Schriftsteller-Favoriten zur Zeit. Es mutet wie eine komplette Ironie der Geschichte an, dass sein letzter Roman, “Unterwerfung”, der die Übernahme Frankreichs durch eine islamische Regierung im Jahre 2022 zum Thema hat, just am 7. Januar 2015 in die Buchhandlungen kam… dem Tag des Attentats auf die Redaktion von “Charlie Hebdo”.
Nun ist in Frankreich ein neues Buch von ihm erschienen: “En présence de Schopenhauer”. Ich möchte zwei Sätze daraus übersetzen, die mir runtergingen wie Butter. Ich schrieb vor einigen Tagen in “Sylt, ach Sylt” von dem Schmerz, immer nur Beobachter der Zeitläufte zu sein. Houellebecq definiert das Genie des schöpferischen Geistes als “angeborene – und deshalb nicht lehrbare – Anlage zur passiven und fast schon stumpfsinnigen Beobachtung der Welt […]. Der Künstler ist immer einer, der gar nichts tun könnte.” Während diejenigen Kulturschaffenden, die aktiv und ehrgeizig geplant den Erfolg anstreben, ginge “die Krone” an die “antriebslosen, unförmigen Nieten, die vorher als Looser erschienen.” Damit meint er u.a. sich selbst. Großartig!
Dein Hinweis auf Michel Houellebecq ist hochinteressant! Dessen Statement möchte ich um einen ebenso interessanten Gedanken von Paul Auster ergänzen. Auf der ersten Seite seines Buchs “Von der Hand in den Mund” schreibt er über das Künstlerdasein: “Schriftsteller werden, das ist keine “Karriereentscheidung”, wie die, Arzt oder Polizist zu werden. Man sucht sich das nicht aus, eher wird man ausgesucht, und hat man das erst einmal akzeptiert, daß man zu gar nichts anderem taugt, muß man bereit sein, für den Rest seiner Tage einen langen, harten Weg zu gehen. Entpuppt man sich nicht zufällig als Liebling der Götter (und wehe dem, der sich darauf verlässt), bringt die Arbeit nie genug zum Leben ein.” Lustigerweise fiel mir Austers Buch 1998 in die Hände – am Anfang meines künstlerischen Weges. Ich war also vorbereitet 😉