… und Straßenbahn:
Als ich am Morgen des 5. Mai’s in Basel SBB den Zug wechselte, um noch einigermaßen rechtzeitig nach Zürich zu kommen, nahm ich als allererstes die Maske ab – denn Maskenpflicht im ÖPNV gibt es in der Schweiz schon längst nicht mehr. Abgesehen davon gibt es auch die nach jeder Station nervigen mahnenden Durchsagen zur Maskenpflicht nicht mehr, die ich mir gestern auf meiner Rückfahrt bis Hamburg sicher zwanzigmal anhören musste, und das sogar noch zweisprachig.
In der Schweiz wird die Eigenverantwortung groß geschrieben, und jeder entscheidet selber, ob und wann er seine Maske überzieht: Fünfmal insgesamt, während meiner insgesamt 11 Reisetage in den „Öffis“, wenn es in der Rush Hour in Bussen oder Straßenbahnen mal enger wurde. Und die Mitreisenden verhielten sich genauso. Das lief schon mal bestens!
Für die ersten drei Tage in Lugano bekam ich von der Vermieterin schon bei der Anreise ein „Ticino-Ticket“ gemailt, mit dem ich während meines Aufenthalts alle Bahnen und Busse umsonst nutzen konnte. Das nenne ich mal vorbildlich!
Ab dem 8. Mai reiste ich mit einem „Swiss Travel Pass“, gültig für den ÖPNV in der gesamten Schweiz für 8 Tage, online gebucht für CHF 389,-, was etwa € 375,- entspricht. Für etwa CHF 429,- gibt’s den Travel Pass sogar für 15 Tage. Auch interessant die Flex-Version, z. B. 8 Tage zu buchen, um dann spontan zu entscheiden, an welchen Tagen während des Aufenthalts man/frau ihn nutzt.
Ich habe diese Ausgabe nicht eine Sekunde(!) bereut. Um es in einem Satz zu sagen: Die 100%ige Pünktlichkeit der Züge, der ausgesprochen gepflegte Zustand des Wagenmaterials, die angenehm und unaufdringlich freundlichen Zugbegleiter, die ruhigen und sehr professionellen Durchsagen… all das kann einen leidenschaftlichen Bahnreisenden nur begeistern. Zudem sind die Zug- und Busfrequenzen durchweg derart hoch, dass der Reisende theoretisch einfach zum Bahnhof gehen und damit rechnen kann, innerhalb kürzester Zeit in einem Zug zum gewünschten Ziel zu sitzen. In Zügen/Bussen, die selten über 50% belegt sind. Der S-Bahn-Takt im gesamten Land ist das erklärte Ziel der SSB, und tatsächlich fehlt dazu nicht mehr viel.
Perfekt ist auch das Zusammenspiel mit den „Postautos“, die in aller Regel bereits direkt am Bahnhof warteten, während der Zug einfuhr. Deren Fahrer sich eher wie perfekt geschulte Hausherren und angenehme Reiseführer verhalten denn als „Busfahrer“. Wie schön allein das Ritual, die Einfahrt in einen Ort per Postautohorn zu annoncieren… oder auf gleiche Art und Weise Bekannte am Wegesrand zu grüßen.
Und noch etwas sehr Angenehmes: Auch beim Betreten der Busse muss man kein Ticket vorzeigen, und es wird nur sehr gelegentlich überhaupt kontrolliert: Trotz täglicher Fahrten, zum Teil mit diversen Umstiegen, waren es in meinem Falle keine 10 Kontrollen. Herrlich, wie angenehm!
Schließlich war es für mich erstaunlich, wie schnell ich die Alpenseite wechseln konnte. Aufgrund diverser „Basistunnel“ geht es ohne Serpentinen schnurgerade unter ganzen Gebirgsketten hindurch, was niemals länger als eine halbe Stunde dauerte – fast unglaublich. Und für den flexiblen Reisenden mit dem Swiss Travel Pass perfekt, wenn das Wetter mal jenseits der Berge schöner war…
Schließlich ist die Schweiz ein kleines Land, deutlich kleiner als Niedersachsen. Aufgrund des perfekten ÖPNV‘s ist ein Frühstück im Café Sprüngli in Zürich, ein Mittagessen auf der Seepromenade in Lausanne – incl. anschließendem Sonnenbad in einer der dortigen Badebuchten – und ein Abendbummel am Luganer See problemlos und stressfrei zu bewerkstelligen.
Resümee: Ich kann mich nicht erinnern, jemals derart zufrieden von einer längeren Bahnreise zurückgekehrt zu sein. Mehr geht eigentlich nicht.