18. August: Zu Besuch auf der Möwen-Buhne

Alle paar Wochen, wenn das Wetter stimmt und die Gezeiten passen, besuche ich einen Ort, der mir (vielleicht sogar) der allerliebste ist auf Sylt: Die Möwen-Buhne:

Ich war im besten Strandräuber-Alter, gerade 12 Jahre alt, als im Jahre 1968 die Flunderbuhne gleich südlich „meines“ Strandübergangs geschüttet wurde. Diese wurde schnell von Muschelbrut besiedelt, und damit ein bevorzugter Platz für Silbermöwen-Eltern, die ihrem Nachwuchs beizubringen haben, wie man sich deren Inhalt bemächtigt.

Außerdem wuseln hier im Schutze der Algen und kleiner Gesteinshöhlen gaaanz viele Strandkrabben herum, die gaaanz wunderbar munden. Da lohnt es sich, beim Spaziergang durch das glitschige Litoral die Augen gaaanz weit offen zu halten:

Mir scheint es so, als hätten mich die Möwen, deren Älteste es auf locker drei Lebens-Jahrzehnte bringen, längst für ungefährlich erklärt und damit aufgenommen in diesen Kreis des kulinarisch interessierten Federviehs, so daß ich mich – vorsichtigen Schrittes – innerhalb weniger Minuten direkt unter sie begeben kann, ohne sie nennenswert in Aufregung zu versetzen:

Heute darf ich einem besonderen Schauspiel beiwohnen: Mit der langsam einsetzenden Flut nämlich werden bald die untersten Steine von ersten Wellen überrollt, und es gilt im Weiteren, dem Nachwuchs (im Vordergrund) zu zeigen, wie man sich zu verhalten hat, um von der Gischt nicht heruntergewaschen zu werden und sich dabei ggf. einen Flügel zu brechen. Wichtigstes Gebot: Zumindest mit einem Auge immer die anlaufenden Wellen auf Größe und Schubkraft abscannen! Ist die Welle kräftig genug, um den als Stützpunkt gewählten Stein zu überspülen, Flügel hoch(!), …:

… um notfalls direkt abzuheben:

Da staunen die vier Möwenkinder, die erst unlängst den Nestern entfleucht sind.

Gestandene Alttiere schaffen es sogar, die anbrandende Gischt zu „durchtauchen“, was allerdings nicht ganz ungefährlich und deshalb für die heranwachsende Jugend wenig vorbildhaft ist:

Ich verbringe am heutigen Vormittag zwei ausgesprochen glückliche Stunden in diesem ausgesprochenlebendigen Umfeld. Unter Geschöpfen, die ich sehr bewundere. Abgetaucht in eine Welt, die soviel erfreulicher ist als die, die wir Menschen uns geschaffen haben. Sollte ich dereinst vor die Wahl gestellt sein, wiedergeboren zu werden, dann gerne als Silbermöwe – angelernt von kenntnisreichen Eltern auf meiner Möwenbuhne:

P.S.: Mit dieser Zukunftsplanung sieht es, nach derzeitigem Stand, allerdings schlecht aus: Im kommenden Jahr sollen auch die Westerländer Flunderbuhnen vom Strand entfernt werden, da sie sich im Sylter Küstenschutz nicht bewährten. Daß damit ein kleines „Paradies aus Menschenhand“ unwiderbringlich verschwindet, interessiert die Entscheidungsträger nicht.

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