2. September: Wo fahre ich hin!?

Immerhin, der Zug ab Altona fährt pünktlich um vier Uhr ab. Und ist/bleibt ausgesprochen leer. In Frankfurt…:

… steige ich um in den Nahverkehrszug nach Hochheim/Main und freue mich schon auf die Wanderung von der Haltestelle unten am Fluss durch einige der besten deutschen Weinbergslagen (hier der berühmte „Domdechaney“) hinauf in den Ort:

Es ist 10 Uhr, und gerade lösen sich die letzten Frühnebelschwaden auf an diesem spätsommerlichen Samstag, der es noch einmal auf Temperaturen von 27 Grad bringen wird.

Hochheim ist eine Exklave des besten, aber auch eines der kleinsten deutschen Weinbaugebiete namens „Rheingau“. Während sich die unter Weinkennern bekanntesten Orte wie Rüdesheim, Assmannshausen, Erbach oder Kiedrich wie eine Perlenschnur am Rhein  entlang ziehen…:

… liegt Hochheim jenseits von Wiesbaden an der Stelle, wo der Main in den Rhein mündet. Hier wie dort wird ganz überwiegend Riesling angebaut, die „Königin der Weintrauben“, dessen begehrte Früchte (erkenntlich an dem Punkt an der Unterseite) um diese Jahreszeit bereits prall und wohlschmeckend sind:

Einige Weingüter bauen auch Spätburgunder an, unter anderem Gunter Künstler, der Rotweine von einer Qualität produziert, die mit den besten Burgundern und Bordeauxs mithalten kann:

Würde man mich mit verbundenen Augen in einen Weinberg stellen, würde ich das anhand der Gerüche erkennen. Die Praktikumswochen, die ich während des Studiums in Lorch (Rheingau) und in Nierstein (Rheinhessen) absolvierte, machen’s möglich.

An diesem Vormittag lege ich auf meiner Wanderung noch einen Stopp ein, auf dieser Bank mit dem herrlichen Blick über das Rheintal bis nach Rüdesheim (wegen des Ferndunstes leider nicht fotografierbar, dieser Blick):

Von dort sind es nur noch wenige Minuten bis zur Herbstweinprobe des Weingutes Künstler, auf der – neben allen anderen produzierten Weinen – die „Großen Gewächse“ (GG‘s) des Vorjahrgangs präsentiert werden, das sind die mit besonders viel Mühe ausgebauten Top-Weine, von denen bereits mehrere mit 98 bis sogar 100 Punkten ausgezeichnet wurden. Mehr geht nicht. Einer von Künstlers Weinen erhielt gar den Titel „Weltweit bester Weißwein des Jahrgangs“:

Dementsprechend ist die Probe ein einziges Geschmacks-Fest. Mit dem Ergebnis, daß ich ganz vergesse, noch weitere Fotos zu machen, so konzentriert bin ich bei der Arbeit. 😉

Gunter empfiehlt mir, noch einen Abstecher nach Hattenheim zu machen. Dort unterhält er, in allerbester Rheinlage, einen Probierstand, wo es auch Kleinigkeiten zu essen gibt. Und in der unmittelbaren Nachbarschaft liegt der „Erbacher Marcobrunn“, eine der Paradelagen des deutschen Weinbaus, die er im Jahre 2021 zu einem großen Teil pachten konnte. Gesagt, getan: Per Zug sind es nur 40 Minuten bis Erbach, wo ich – im Liegestuhl – eine ganz wunderbare Mittagsstunde verbringe. Mit einem „Hattenheimer Pfaffenberg“ in der Hand, direkt auf einer Freifläche innerhalb der Lage genossen. Mehr geht nun wirklich nicht. Hans macht die Wein-Nase:

Im Anschluß steht noch eine Expedition durch den benachbarten „Marcobrunn“ an. Mit dem Duselkopp und in der frühnachmittäglichen Hitze – mal unter uns –  kein reines Vergnügen. Aber nun weiß ich wenigstens, wo sich diese Lage genau befindet und kann das Bild in Erinnerung rufen, wenn die Kiste mit den bestellten Flaschen in den nächsten Tagen auf der Insel eintrudelt und die Probe fortgesetzt wird.

Bei der Rückfahrt nach Frankfurt noch eine peinliche Nummer: In der S-Bahn schlafe ich ein und verpasse fast meinen ICE… aber in einer Sache ist auf die Deutsche Bahn ja Verlass: Der ICE hat längst 40 Minuten Verspätung, so daß der Rückfahrt nach Hamburg nichts im Wege steht. Um 23 Uhr geht dieser lange, auch mal anstrengende, aber einmalige Tag für mich zu Ende. Gute Nacht!

 

 

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