21. März: „Wo bin ich schon wieder?“

Das ist eine absolut berechtigte Frage. Deshalb will ich im Weiteren versuchen, darauf eine erschöpfende Antwort zu geben.

Ich habe mir gestern nach Ankunft in Hamburg, u. a. von dem Erlös des Verkaufs meiner analogen Foto-Ausrüstung, eine neue Kamera gekauft:

Nun tingel‘ ich seit Morgengrauen durch die Stadt und versuche, mich mit dem Gerät anzufreunden, was erfahrungsgemäß am besten gelingt, wenn man sich ohne viel nachzudenken ins Getümmel stürzt und der Intuition viel Raum gibt – so sind Leicas erfreulicherweise konzipiert.

Auf der anderen Seite knurrt mein Magen, denn ich habe noch nicht gefrühstückt. Was liegt also näher, als im einsetzenden Hamburger Schmuddelwetter zehn Kilometer von Altona auf die Elbinsel Veddel zu pilgern, und dort um Punkt 11 Uhr zum Frühstück bei der „Veddeler Fischgaststätte“ aufzuschlagen – einer Hamburger Institution seit fast einem Jahrhundert:

Erbaut in den frühen 1930ern, überstand das Barackengebäude als einziges in der Umgebung den Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs. Und in den frühen 1960ern die Februarsturmflut, als die Nordsee hier über zwei Meter hoch stand, bis zur nicht vorhandenen Dachrinne. Schließlich überlebte das Gebäude in den frühen 2020ern die Hamburger Stadtplanung, die hier ein herrliches Neubaugebiet hinpflanzen wollte. Was die ansonsten recht bräsigen Hamburger aber derart auf die Palme brachte, daß man erst in jüngster Zeit davon absah.

Mehrere Generationen von Pächtern achteten über die Jahrzehnte pingelichst darauf, daß das Fischbratküchen-Ambiente erhalten blieb…:

… und der herausragende(!) Bratfisch mit dem köstlichen Kartoffelsalat, grundsätzlich mit zwei Gabeln serviert (weil es in den Notzeiten keine Messer gab), dieses geniale Nebeneinander hat das 21. Jahrhundert ebenfalls erreicht:

Mein hier gezeigtes heutiges Frühstück ist übrigens die „Kleine Portion“.

Während ich um kurz nach 11 Uhr meine Bestellung aufgebe, füllt sich der kleine Raum, und als ich um 11:40 Uhr gehe, hat sich vor der Tür längst eine Schlange gebildet.

Wie Ihr Euch vorstellen könnt, bin ich nudeldickesatt. Also lasse ich mich von der nächsten S-Bahn zum Hauptbahnhof bringen. Von dort sind’s nur 500 Meter bis zu den Deichtorhallen, seit Jahrzehnten das fotografische Mekka Hamburgs. Ein bisschen Kultur dürfte mir gut tun.

Ausgestellt wird das Lebenswerk Ragnar Axelsson‘s, der sich über 40 Jahre lang hauptsächlich auf Grönland und  Island von der Landschaft und den Menschen dieser arktischen Inseln hat faszinieren lassen. Im Schummerlicht der Ausstellung ließen sich Reflexe der Beleuchtung nicht immer ausschließen – sorry:

Aber es ist genau dieser schwache Schummer, den meine neue Kamera so liebt – und messerscharf abbildet. Hier eines der ersten Fotos (neben dem heutigen Titel):

Ich befinde mich hier in einer stillen Oase der Kälte, des Sturms und der Finsternis. Axelsson‘s Bewunderung galt/gilt in erster Linie den Menschen, die in diesem Inferno zu  (über-)leben verstehen:

Faszinierend auch ein ganzer Raum, der einzig den nivalen Strukturen gewidmet ist. Wie von einem anderen Planeten, die Fotos dieser brutalen Eishölle:

Das war doch insgesamt ein inspirierender Hamburg-Trip. Nun kehre ich voller neuer Ideen auf die Insel zurück…

 

 

 

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