Der stürmische Wind des gestrigen Tages ist gen Afrika geweht. Heute früh werde ich gegen 5 Uhr wach vom abermals ohrenbetäubenden Vogelgeträller, trotz geschlossener Fenster. Ich wechsel‘ vom Bett zur Wohnzimmer-Couch, öffne die Balkontür, lege mich hin und sauge den Frühling schnell noch einmal für ein Stündchen ein…:
Wie jeden Morgen, beginne ich den noch frühen Tag mit frisch gepresstem Orangensaft und einem anschließenden Kaffee, noch vorm Sonnenaufgang geht’s runter an den Strand:
Ganz vereinzelte touristische Artgenossen sind auch schon unterwegs, in erster Linie gehören Strand und Felsen der Tierwelt:
Das extreme Niedrigwasser gibt mir die Möglichkeit, mich von der Stadt zu entfernen, denn es schließen sich westlich von der Praia do Vau einige kleine Strände an, die von hohen Sandsteinfelsen abgeschirmt und bei normalen Wasserständen nicht erreichbar sind. Diese will ich doch gerne noch erkunden:
Ich schaffe es mit einem kühnen Sprung zwischen zwei Wellen, eine schroffe Felsnase zu queren und betrete ein kleines Grotten-Paradies:
Die Felsen bestehen aus einige Millionen Jahre alten Meeresablagerungen des damaligen Tethys-Meeres. Dieses verlandete zum Ende des Miozäns, was man heute anhand der Fossilien (hauptsächlich Muscheln und Schnecken) gut nachvollziehen kann. Eine Schicht mit fossilen Austern zeigt zum Beispiel, daß die Verlandung des Tethysmeeres zu diesem Zeitpunkt bereits zu einer Art küstennahem Wattenmeer fortgeschritten war. Diese Muschel dagegen lebte in tieferem Wasser und ist ebenso versteinert wie alle anderen, die sich in den schroffen Wänden zu hunderttausenden finden:
Wäre schon schön, solch‘ eine Open Air – Grotte mit Himmelsblick auf Sylt, oder? Zum Beispiel in Hörnum – anstatt der Tetrapoden:
Die Sonne steigt, und es wird warm zwischen den Grotten. Ich flitze zu meinem Appartement, rein in die Badehose und ab in die Fluten, herrlich:
Was für ein Geschenk, diese zauberhafte Küste um diese Jahreszeit bei allerbestem Wetter fast menschenleer erleben zu dürfen!
Nun heißt es jedoch: Packen, Appartement besenrein machen, und schnell noch den Blog schreiben, bevor es zum Flughafen geht. „Férias finito“, pflegt der Portugiese zu sagen.
Ach ja, Essen auch noch, und die Badehose trocknen, denn ich bin erst um 22 Uhr in Hamburg: