Gestandene Blogleser werden meine letztjährige Engadinreise – nach Sils in der zweiten Januarwoche – noch erinnern. Da wollte ich eigentlich den großen Silser See bewandern, was aber erst Wochen später möglich wurde. Obwohl der Silser See nämlich der höchstgelegene unter den großen Engadiner Seen ist, friert er als allerletzter zu. Das hat zwei Gründe: Je größer und tiefer ein See, desto mehr Frosttage braucht es, bis er oberflächlich so stark gefriert, dass man/frau drauf laufen kann. Und dann kommt noch hinzu, dass nicht etwa die höchstgelegenen Stellen in den Oberengadiner Tälern die kältesten sind, sondern der Kältepol liegt im Raum Samedan, wo winternachts Temperaturen zwischen -20 und -30 Grad nichts ungewöhnliches sind – weil die kalten Luftschichten sich an den tiefsten Talstellen sammeln… für solche Naturprozesse kann ich mich ja total begeistern.
Noch in der Nacht hat es, wie angekündigt, begonnen zu schneien. Interessanterweise weniger im Raume Morteratsch, sondern deutlich mehr zwischen Sils und Maloja, weil der Schnee sich von Südwesten her nähert. Vorm dortigen Nietzsche-Haus kommt nun noch einmal eine Ladung Schnee zur ohnehin schon mächtigen Schneedecke dazu:
Als ich gegen 10 Uhr dort ankomme, herrscht ein regelrechtes Schneegestöber, hier vor dem Hotel Waldhaus:
Natürlich besuche ich die Badestelle bei Plaun da Lej, traue mich aber so gaaanz alleine nicht an den aufgehackten Eisrand. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste:
Zu meiner großen Überraschung ist der See bei Sils fürs Publikum geöffnet. Ganze Trupps von Skilangläufern rauschen an mir vorbei über den See Richtung Maloja, und ich sehe merkwürdige Gefährte – Schlauchboote mit Rädern nämlich – die in einem Affenzahn die begehbaren Spuren ziehen. Überall wird davor gewarnt, diese Spuren zu verlassen, weil das Eis an diversen Stellen noch nicht standfest ist und mehrere Personen bereits eingebrochen sind vor zwei Wochen:
Aber nach gründlicher Beobachtung der Bedingungen steht für mich nun morgen die langersehnte Premiere einer Seewanderung auf dem Programm:
Nach einigen Stunden in Eis und Schnee bin ich reif für einen Cappuccino im Café Spettacolo neben dem Bahnhof von St. Moritz, bester Ausgangspunkt für Exkursionen in alle Ecken des Oberengadins, weil sich direkt vor der Tür alle Bahnen und Busse kreuzen:
Dort starte ich morgen… und die Aufregung ist groß!
Lieber Hans, danke für Deine Eindrücke und heute einen guten Lauf über den See! Ich bewundere Deinen Mut! Ist immer ein komisches Gefühl so viel Wasser unter sich zu haben. Das Café Spettacolo gefällt mir, alleine schon sein Name! Lg Karin
Es ist vollbracht, liebe Karin, es ist vollbracht.