Nachtrag zum 5. August: Zwei Fragen, die mich quääälten…

Haha, klar höre/lese ich seit meinem gestrigen Wacken-Blog immer wieder die Frage, wie ich als bekanntlich RUHE – affiner Zeitgenosse auf die Idee kommen konnte, freiwillig in diese Krach-Hölle namens WOA (WackenOpenAir, für Neulinge) zu fahren. Dazu folgendes Statement:

Zwei Fragen interessieren mich besonders:

  1. Warum tun Menschen sich sowas an? Damit meine ich jetzt die Zuschauer…

Neben den wirklich Musikbegeisterten, die in erster Linie wegen bestimmter Bands (Iron Maiden steht da gaaanz oben…) kommen, wage ich nach meinen Beobachtungen und kurzen Gesprächen (und den Berichten in Presse und Fernsehen) die Vermutung, daß es für Viele ganz einfach eine höchstwillkommene und offenbar auch gut funktionierende und somit erfüllende Fluchtmöglichkeit aus dem Alltag ist… die gelegentlich allerdings auch die Grenze zum Spinnertum  überschreitet, wie zum Beispiel bei diesem Auftritt von Mittelalter-Apologeten:

Und – gefühlt – schließen sich an derartige Glaubens-Gruppierungen  dann auch gleich jene Verschwörungs- und Schwurblerfreunde an, die hier eine nicht so ganz unaufgeschlossene Proklamationsebene finden – wie ich Gesprächen am Nebentisch eines Wurststandes entnehmen durfte.

         2. Wie gehen die Einheimischen in Wacken und Umgebung damit um?


Schon bei der Anfahrt fällt mir wirklich besonders auf, daß der ganz überwiegende(!) Teil der Bevölkerung auch in der weiteren Umgebung Wackenhemden (und auch andere WOA-Bekleidungsstücke) trägt, angefangen von spielenden Kindern vor einem Supermarkt bis hin zur unkrautzupfenden Omi vor ihrem Grundstück – und sogar dem Käpt‘n der NOK-Fähre. Damit drückt man/frau ja wohl eindeutige Zustimmung zu dem Festival aus.

In Wacken selbst ist Organisation Trumpf. Ich habe nur zwei offene Zugänge zum Ort gesehen, nämlich den Anfang und das Ende der durch Wacken führenden Hauptstraße. Alle anderen Zugänge sind abgeriegelt und bewacht (so daß Einheimische schnell und unbürokratisch rein und raus können), die den Ort umzingelnden Riesen-Campingplätze (super-organisiert, auch) mit hohen Zäunen umfasst, womit jegliches Querfeldein-Wandern kaum möglich ist. Dieses Konzept gilt auch für die unmittelbar angrenzenden Gemeinden.

Die von der stark frequentierten Hauptstraße abgehenden innerörtlichen Straßen sind sämtlichst gesperrt und bewacht, so daß sich der Andrang wirklich nur auf die beiden Ortseingänge und die Hauptstraße konzentriert.

Örtlicher Geschäftssinn

Zu bedauern sind lediglich diejenigen (wenigen) Anrainer der Hauptstraße, die keine Grills oder Bierzapfanlagen oder Devotionalien-Verkaufsstände in ihrem Garten implantiert haben. Da hilft dann nur die Komplett-Einzäunung, wovon ich Döösbaddel leider kein Foto gemacht habe.

Ok, fest steht jedenfalls, das diese Gegend nördlich und südlich des Nordostseekanals tiefste Provinz ist. Allertiefste. Und kein Mensch würde ohne das WOA von Wacken, Bokelrehm, Holstenniendorf, Nutteln etc. pp. sprechen. Die Einwohner sind ganz einfach stolz darauf, in diesen Tagen des WOA einer der Mittelpunkte der Welt zu sein. Gefühlt.

Und ich bin, gefühlt, dann auch ganz froh, als ich mich in die Pampa entlasse und dem genüsslichen Mampfen der Kühe lauschen darf. Es piepst noch etwas in den Ohren, aber das gehört nun wirklich dazu:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert