Ein Tiefdruckgebiet über den Britischen Inseln saugt warme Luft aus mediterranen Breiten hoch in den Norden. Für Sylt sind 15 Grad (incl. Regenschauern) angekündigt, für Hamburg 25 Grad und Sonnenschein. Ich fahre also nach Hamburg… und entscheide mich, der Sonne entgegen zu laufen, und zwar von Altona nach Harburg:
Ich starte um 7:45 Uhr. An einem Sonntagmorgen schläft die reichste Stadt Deutschlands (gemessen an der Anzahl der Einkommens-Millionäre) noch, auch im Garten der Christianskirche vernehme ich entspanntes Schnarchen:
Am „Altonaer Balkon“ vorbei geht es am Elbhang entlang…:
… und hinab…
… Richtung Landungsbrücken:
Mehrere Jahre wurde an der neuen Hochwasser-Promenade vorm Baumwall herumgebaut, nun ist sie fertig, und um diese Uhrzeit noch herrlich ruhig:
Im Weiteren führt mich mein Weg durch die Hafencity, wo immer noch gewaltig gebaggert wird, u.a. weil die Zahl der Einkommens-Millionäre auch bundesweit derart zugenommen hat, die nun wiederum gerne in Betongeld investieren:
Immer habe ich mich gefragt, wo eigentlich der ehemalige „Hannoversche Bahnhof“ geblieben ist, inmitten einer die „größten Baustellen Europas“. Weil ich wegen einer Open Air – Fotoausstellung vom Weg abkomme, und weil ich mich dann kurzerhand entscheide, quer durch eine angrenzende Grünanlage zu laufen, stehe ich plötzlich davor:
Von diesen Gleisen aus wurden in den Jahren 1940 bis 1945 fast 8.000 Menschen in die einschlägigen Konzentrationslager „im Osten“ deportiert. Ihre Namen finden sich in einer Reihe von Schautafeln, rechts im Bild.
Über die Elbbrücken erreiche ich die Elbinsel „Veddel“. Der Vormittag ist voran geschritten, und die Sonne glüht über dem Veddeler Damm. Südländische, lockere Stimmung, hunderte von Leuten auf der Straße, und daaa ist ja schon ein „Kiosk“, wo es Kaffee gibt:
Neben mir in der Warteschlange ein dunkelhäutiger, mittelalter Mann mit Schirmmütze, der mich anstrahlt: „Wie in Afrika!“ sagt er, und meint damit die Temperaturen, die denen seiner Heimat, Senegal, tatsächlich nicht unähnlich erscheinen. Der legere Kroate hinter mir kontert sofort, in seiner Heimat sei es viel heisser, und zwar sooo heiss, dass man innerhalb kürzester Zeit wie Brot gebacken würde, und klopft sich mehrmals auf den Unterarm, um das Ergebnis zu illustrieren. Die (übrigens schottische) Wirtin reicht mir gerade meinen Cappuccino zu, und ich geniesse mein spätes Frühstück auf der schattigen Strassenseite gegenüber, meine belegten Brote habe ich im Rucksack dabei. Was für ein freundlicher, zugewandter Ort – ich bleibe eine zeitlang sitzen und fühle mich wie im Urlaub.
Die S-Bahn Station „Veddel“ ist sehr klug über dem Müggenburger Kanal konstruiert worden, und zwar so klug, dass mich mein Wanderweg auf der Elbinsel Veddel zum Gleis 1 führt, und ich dieses auf der Elbinsel Wilhelmsburg wieder verlassen kann. Das ist phantastisch, würde ich mal behaupten, und mit Blick über den Spreehafen geht es weiter:
Der Klütjenfelder Hauptdeich wird zur Zeit erhöht, deshalb die Baustelle. Bald verlasse ich diesen, quere den Ernst – August – Kanal…:
… staune über manche Urbane Chiffre im Vorbeigehen…:
… gelange auf einen neu angelegten Fahrrad-Schnellweg, der mich sehr schnell von meiner eigentlichen Route (freiwillig) wegführt…:
… in den moderneren Teil von Wilhelmsburg. Hier ist im Rahmen einer IBA (Internationale Bau Ausstellung) viel passiert, um einen der ärmsten Stadtteile Hamburgs lebenswerter zu gestalten, zum Beispiel wurde ein riesiger Skaterpark errichtet…:
… und mehrere parkähnliche Grünanlagen, durch die ich im Folgenden wandere. PLÖTZLICH(!!!) riecht es nach gegrillten Sardinen! Gaaanz wuuunderbaaar! Ich folge dem unverkennbaren Geruch, sehe bald eine südländisch anmutende Familie um einen qualmenden Grill versammelt . Ein Augenzwinkern genügt, und ein anerkennendes Handzeichen, schon werde ich freundlich eingeladen, mal zu probieren… wie ich es liiieeebe! Zwar sind es keine Portugiesen, dafür Spanier. Trotzdem sympathisch! Graçias – und dann geht’s über die Süder-Elbbrücken hinüber nach Harburg, dem Ziel meiner heutigen Wanderung…:
… von dort mit der S-Bahn in 20 Minuten zurück nach Altona, wo mich eine Belohnung im Kühlschrank erwartet:
Sehr schön mein Lieber Hans. Weiterhin einen guten Weg
Und hoffentlich mal wieder zusammen! Unsere Pyrenäenüberquerung war ja wohl legendär. Nur die Nacht in Orrisson hätte nicht nötig getan… 😉