Der Mietzins für die Berchtesgadener Penthousewohnung mit Watzmann-Blick ist höher als erwartet. Was liegt näher, als sich in die Arbeitskolonne der örtlichen Steinsalzmine einzureihen – ein harter, aber gut bezahlter Job. Nach einer kurzen Einweisung geht’s in die unterirdische Maloche:
Die Berchtesgadener Salzmine gibt’s tatsächlich seit über 500 Jahren. Dauerte es in früheren Zeiten noch 14 Tage, um die Stollen überhaupt nur einen Meter tiefer unter das Gebirge zu treiben, schaffen meine Kumpels und ich diese Strecke heute an einem halben Tag. Nicht, weil wir gut gefrühstückt hätten, sondern dank der Monstermaschinen, die sich durch das hunderte von Metern mächtige Steinsalzflöz fräsen, was gleichzeitig in mehreren Etagen geschieht. Grob erklärt, werden dann mit Wasser, das unter gewaltigem Druck injiziert wird, unterirdische Kavernen geschaffen, die – stets randvoll mit Wasser – das Salz aus dem Gestein lösen. Die entstehende, ca. 27%ige Salzlauge, wird dann, mit noch mehr Luftdruck, an die Oberfläche befördert und über eine 20 Kilometer lange Rohrleitung ins nahe Bad Reichenhall befördert. Nach einem ausgiebigen Reinigungsprozess wird die Lauge dann eingedampft, bis nur noch das pure Salz übrig ist. Übrigens ein enorm energieintensiver Prozess, dieses Eindampfen. Auf der Insel Noirmoutier, von der ich im August berichtete, lässt man das von der Sonne erledigen…
Probleme mit der Energie gab es diesbezüglich schon vor über 200 Jahren… nachdem nämlich fast sämtliche Wälder rings um Berchtesgaden abgeholzt waren, kamen findige Visionäre auf den Trichter, die Salzlauge nach Bad Reichenhall zu transportieren, wo es noch Bäume gab. Diese Leitung, bestehend aus tausenden von jeweils sechs Meter langen, per Handarbeit(!) ausgehöhlten Baumstämmen, findet sich noch heute an einigen Stellen neben dem „Solewanderweg“ oberhalb des Ortes:
Dieser Wanderweg lohnt sich auch noch aus anderen Gründen, zum Beispiel wegen einiger Gletschermühlen…:
… und wegen der kostenlosen Verabreichung katholischer Glaubensgrundsätze. Auf diesem güldenen Torso steht wortwörtlich: „Selig die Armen sind vor Gott, denn Ihnen gehört der Himmel.“ Punkt. Noch Fragen? Hoffentlich nicht.
Und wer das nicht so sieht, für den gibt’s was mit der Peitsche. Auch das sieht man/frau hier alle paar hundert Meter:
Dazu bimmeln ringsherum die Kirchenglocken, eher viertel- als halbstündlich, von morgens bis in die Nacht. So hält man seine Schäfchen – im wahrsten Sinne des Wortes – im Zaume.