2. November: Wo bin ich?

Tja, DAS möchtet Ihr wissen! In der Ausstellung stellten sich zwei fröhliche Damen als regelmäßige Blogleserinnen vor mit den Worten: „Und wenn dann mal wieder 3-4 Tage kein Blogbeitrag erscheint, sind Sie wohl wieder mit dem Sylt – Shuttle – Plus unterwegs!“ Richtig, dieser brachte mich gestern mit derartiger Verspätung bis Niebüll, dass ich von meinem Anschlusszug gerade noch die Rücklichter sah. Somit dauerte die Bahnfahrt nach Hamburg diesmal 5 (fünf!) Stunden.

Heute stand nun eine Radtour auf dem Programm… dafür bedarf es zunächst einmal der richtigen Ausrüstung:

Kleiner Scherz. Die Skibrille brauche ich erst im Januar…

Ich radelˋ durch den Alten Elbtunnel. Ein besseres Kontrastprogramm zu Dünen, Schlick und Meeresrauschen gibt es nicht:

1911 erbaut, steht dieser heute unter Denkmalschutz. Fussgänger und Radfahrer können mal kurz (und kostenlos) die 500 m auf den „Steinwerder“ rüberpilgern. Das scheint besonders in Spanien bekannt zu sein, höre ich doch ausschließlich kastilische Gesprächsfetzen bei der Durchfahrt.

Auf der anderen Seite angekommen, geht es per Fahrstuhl wieder in die Gegenwart zurück. Mit Blick auf die Köhlbrandbrücke durchquere ich ein riesiges Gewerbe- und Industriegebiet…:

… inmitten brüllenden LKW Verkehrs… auf teilweise ländlich anmutenden Wegen…:

Problem: Ich befinde mich hier auf der Flussinsel Wilhelmsburg, die ich in Richtung Westen verlassen möchte. Die Brücke über den Köhlbrand ist jedoch für Radfahrer gesperrt, und die Kattwykbrücke – so erfahre ich auf blinkenden Verkehrslichtern – ist wegen Umbaus ebenfalls dicht….

Aber wozu gibt es Stuttgarter Ehepaare!? Die plötzlich, ihr Fahrrad schiebend, aus einem nahen Gebüsch heran ächzen und mir einen Geheimweg verraten, wie ich über eine nahe Eisenbahnbrücke den Elbarm überqueren könne. Vom Dialekt einmal abgesehen: Großes Kino. Der heutige Blogtitel zeigt den Blick, den ich beim Queren geniessen durfte.

Weiter geht’s, nächster Ort: Moorburg. Ein der Industrialisierung zum Opfer fallender Ort, vom Großteil seiner Einwohner längst verlassen. Beim Durchradeln irgendwie ein Gefühl wie in der DDR. Leere Häuser mit Fotos von früher…:

 

… letzte, vergebliche Proteste…:

… skurrile Stimmungen, hier ein echter „Saurer“:

 

Ich durchradel‘ im weiteren den Hamburger Teil des „Alten Landes“. Hier brachen die Deiche bei der Februarsturmflut 1962, woran man an diversen Stellen erinnert wird:

Diese Wehlen, hier „Brack“ genannt, sind meist über 10 Meter tiefe Tümpel, die von den reissenden Fluten bei Deichbrüchen in die ansonsten flachen Marschen gespült wurden… und bis heute existieren:

Über den Ort mit dem schönen Namen „Königreich“ erreiche ich den niedersächsischen Teil des Alten Landes. Gleich begrüßt mich eines der typischen Häuser hier…:

… und noch eines dieser Prachtbauten, die bezeugen, dass man mit dem Apfelanbau ganz gut Geld verdienen kann, bzw. konnte:

Puuuuuh, viele Eindrücke sehr unterschiedlicher Art – heute auf dieser Radtour. In der Dämmerung erreiche ich Steinkirchen, die „Perle des Alten Landes“, und die beste Schwiegermutter everywhere serviert zur Ankunft warmen(!) Altländer Apfelkuchen. Boaaaah, wie wunderbar!

Kommentare (2)

  1. Hartwig Richter

    Bei dem Apfelkuchen kann man nur sagen : ” Augen auf bei der Wahl des Ehepartners !”
    Sieht so aus, als hättest Du alles !!! richtig gemacht. 🙂

    Gruß Hartwig

  2. Hans Jessel beweist einmal mehr, dass es sich lohnt, von Zeit zu Zeit die eigene Scholle zu verlassen, um die Welt zu bestaunen. Eindrucksvoll zeigt er auf, dass es nicht der Grand Canyon oder die Malediven sein müssen.

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