20. – 25. September: Auf dem Eifelsteig mittags um halb Eins, dideldideldum…

Vor guter Jahresfrist stieß ich auf einen putzigen Bericht im FAZ – Reiseteil, vom leitenden Redakteur Freddy Langer höchstselbst erlebt und verfasst: Die Beschreibung einer Wanderung auf einem Teilstück des Eifelsteigs, und zwar an den heißesten Tagen des Sommers 2019… bis zum „Schmelzen der Schuhsohlen“… Der Clou: 10 Jahre vorher war der gleiche Schreiber schon einmal auf der gleichen Strecke unterwegs gewesen, allerdings in umgekehrter Richtung… und im tiefsten Winter. Diese Berichte sind mir nachhaltig in Erinnerung geblieben. Reiseschriftstellerei in Perfektion, von einem leidenschaftlichen Allein-Wanderer in Szene gesetzt – und im November 2019 übrigens im Greven Verlag in ebenso origineller Weise in Buchform erschienen, in dem sich beide Wanderungen von vorne nach hinten und umgekehrt vice versa gegenüberstehen.
Was also liegt näher, als diese Wanderung in reizender Begleitung – und während einer lauen, sonnigen Septemberwoche nachzuerleben? Genau: Nichts.

Und dank des forcierten Einsatzes überzeugender und letztlich unwiderlegbarer Überredungskünste stehen wir, meine Frau Silke und ich, tatsächlich am 20. September zu früher Stunde vor der Burgruine Löwenburg oberhalb von Gerolstein, einer ganz wunderbar verpupten Kleinstadt in der Vulkaneifel, deren Name wohl jeder kennt – vom gleichnamigen Mineralwasser nämlich, das (immerhin) als das bekannteste in Deutschland firmiert:

Aber weiß auch jeder, dass sich einer der spektakulärsten Flusswanderwege Deutschlands, der Lieserpfad (als Teil des Eifelsteigs), als wahre Grüne Hölle durch diese ansonsten so lichte Hochebenenlandschaft fräst? Etwas Derartiges habe ich das letzte Mal auf La Réunion gesehen:

Wer hier eine der vorgegebenen 20 Kilometer -Etappen in Würde beenden möchte, sollte sich vorher überlegen, ob es nicht auch schönere Beschäftigungen gibt.

Sorry mal so zwischendurch, aber gestern in Trier hatte ich mich zu entscheiden, ob ich nach Ankunft diesen Blog fortführe… oder mir den späten Nachmittag in der Weinstube vom „Reichsgrafen zu Kesselstatt“ vergolde. DIE Entscheidung war schnell getroffen, 1 : 0 für Kesselstatt!

Und heute? Hatte ich fest damit gerechnet, im IC nach Hamburg ein Wlan vorzufinden, was sich als Pustekuchen herausstellte. Deshalb bitte noch etwas Geduld!

Wie gingˋs nun weiter? Ach ja, nach einer „Warmlauf-Tour“ von Gerolstein nach Daun…

… beginnt auch schon die Königsetappe: Von Daun über die drei Maare und den anschließenden Lieserpfad nach Manderscheid. Wie immer geht es vor allen Dingen darum, den Dingen auf den Grund zu gehen:


Gesagt, getan:

Wie von wohlgesonnenen Einheimischen versprochen, präsentiert sich das Schalkmehrener Maar in durchaus badekompatiblem Temperatur-Zustand. Sagen wir mal 18 Grad. Allerdings nur an der Oberfläche. Am Grunde, in 21 Metern Tiefe, wird es doch etwas fröstelig. Eine dukle, klare Traumwelt ohne Oben und Unten, so will es mir scheinen. Außerdem verdutzt mich am Grunde ein glattgebügelter Felsbrocken mit der markigen Aufschrift… „Das Schweigen allein ist groß; alles andere ist Schwäche.“ (Alfred de Vigny)

Ok, denke ich, genug der neuen Erkenntnisse. Also geht’s wieder nach oben.


Kapelle mit Friedhof am „Totenmaar“

Die drei Dauner Maare sind keine Überreste von Vulkanausbrüchen, sondern sogenannte Explosionskrater. Gerade einmal gute 10.000 Jahre alt, entstanden sie durch den Kontakt aufquellenden Magmas mit  Grundwasser. Es knallte gewaltig, und ich würde ehrlich gesagt Einiges geben, dieses einmal (in, sagen wir mal, einkilometrigem Abstand, bitteschön) nachzuerleben, worauf der entstandene Krater sich über die Jahrtausende nur noch mit Regenwasser füllen musste. Fertig war das Maar, wovon es in der Eifel über 60 Stück gibt, meist allerdings als sogenannte „Trockenmaare“ wegen eines zu porösen Untergrundes. Heute versucht man, den Pflanzenwuchs um die Maare im Zaume zu halten, zum Beispiel durch Ziegen, die sich sichtlich über die ein oder andere Gekraueltwerd-Einheit freuen:

Eine Gute Wanderstunde entfernt steigen wir ins Tal der Lieser ein. Eher ein Bach als ein Fluss, dafür ist das Tal umso gewaltiger:

Und die Behörden lassen die Natur in diesem FFH-Gebiet weitestgehend walten, auch dringt kaum ein Laut der Zivilisation bis hier unten vor. Nur entpuppt sich der Weg bei weitem nicht so flach wie vermutet. Vielmehr sind im Verlaufe von 20 Kilometern reichlich 700 Höhenmeter zu erklimmen:

 

Da freut sich die Wanderin über ein kühlendes Fussbad:

 

Auf Höhe des Ortes mit dem schönen Namen „Karl“ verlassen wir am 4. Wandertag die Lieser und wechseln zum Salmtal:

Dazu gehört die Querung des 50. Breitengrades…:

… und so manche Herausforderung am Wegesrand:

Am 6. Tag erreichen wir Trier und gönnen uns ein Hotelzimmer mit Domblick:

Herrlich:

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