28. April: Jaaajaaa, der Jaaakobsweg

Ausgezehrter Pilger vor Puente la Reina

Mir war klar, dass mein angesprochenes Jakobsweg-Projekt nicht unkommentiert bleiben würde. Das Erstaunen überwiegt. Deshalb will ich im Folgenden – und in aller gebotenen Kürze – erläutern, wie es dazu kam:

Im Dezember 2011 starb meine Mutter, was in mir unerwartete Reaktionen auslöste. Eine groooße gefühlte Leere machte sich breit und immer breiter, eine unerklärliche Unzufriedenheit nahm mich in Besitz – und meine Kreativität in Sachen Fotografie ging mit Präzision den Bach runter. Es musste etwas passieren…

Es war wohl an der Zeit, mein seit Jahrzehnten(!) projektiertes Vorhaben einer Radtour von Sylt nach Lagos/Portugal in Angriff zu nehmen – und zwar mit meinem Liegerad:

Foto: Ansgar S.                                                           Mein geliebtes Liegerad

Bei der etappenweisen Vorbereitung dieser Unternehmung stieß ich im Internet auf anrührendste Berichte von Jakobsweg-Pilgern, die den gesamten nordspanischen Raum mit ihren Erzählungen zu beherrschen schienen. Außerdem infiltrierte mich mein Liegerad-Freund Peter, der bereits Jakobsweg-Erfahrung besaß, so dass ich mich entschloß, die Querung der Iberischen Halbinsel nicht mit Ziel Lissabon, sondern über Santiago de Compostela in Angriff zu nehmen …

Peter bei einer gemeinsamen Pyrenäenquerung

Insbesondere aus der zeitlichen Distanz betrachtet, sehe ich diese Tour als „ersten spirituellen Eingriff von unbekannter Seite“, so will ich es mal bezeichnen, dem noch diverse weitere folgen sollten. Mal unter uns: Ich würde mich nun wirklich nicht als religiös gestimmten Menschen bezeichnen, das Gefühl aber, von unsichtbarer Seite „an die Hand genommen“ zu werden, ließ diese „Radtour“, insbesondere zwischen Pyrenäen und Santiago, für mich zu einem Erlebnis der ganz besonderen Art werden. Aus heutiger Sicht betrachtet, entwickelte es sich zu DER Reise meines Lebens. Einige Bilder dazu:

Im Nebel vor Westerland in den Niederlanden

Eine kurze Schönwetter-Periode vor Étretat an der nordfranzösischen Atlantikküste

Abendliches Blogschreiben auf einem südfranzösischen Campingplatz

Karges Pilger-Dinner im Zelt

Nach gut 3.000 Kilometern: Ankunft in St. Jean-Pied-de-Port. Meine Güte, war ich mürbe!

Treffen im Silkes Schwester Christina in Santo Domingo de la Calzada

Hans – ganz schmal…

Mein Liegerad trifft Compagnons

In Burgos vor der gewaltigen Kathedrale – dort beginnt nun meine diesjährige Tour – allerdings zu Fuß.

Auf dem Alto do Cebreiro

Ankunft in Santiago de Compostela

Meinen Zustand bei meiner Rückkehr, 8 kg leichter nach 3.900 durchlittenen Radkilometern, darf ich mal – gelinde gesagt – als „geläutert“ bezeichnen, in zu vielerlei Hinsicht, um es hier ausführen zu können.

Verständlicherweise entwickelte sich der Wunsch nach „Auffrischungs – Pilgertouren“, die ich 2014 und 2015 zu Fuß absolvierte, jeweils von ST. JEAN-PIED-DE-PORT (dem französischen „Sammelpunkt“ nahezu aller von Nord- und Mitteleuropa kommenden Jakobswege) ausgehend bis PAMPLONA, im Jahr 2016 dann über 260 km bis BURGOS. Dort angekommen, schwor ich mir am „Arco de San Martín“, dem westlichen Altstadt-Tor zur unter Pilgern gefürchteten Meseta-Hochebene (Physische und psychische Strapazen garantiert!), auch diese Strecke zu wandern – und zwar bei nächster Gelegenheit.

Und genau diese Gelegenheit steht nun an.

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