Die Inspektion und Reparatur meines Rades soll bis mindestens morgen Mittag dauern… also heißt es, Zeit totzuschlagen.
Da bietet sich in Flensburg eine kleine Exkursion über den Weihnachtsmarkt an, der sich nach dem berühmten Pendant in Lübeck als zweitschönster des Landes fühlen darf. In der langgezogenen Fussgängerzone duftet es nach Glühwein, Holzkohleruß und Weihnachtsbäckerei – und der unbedarfte Flaneur fühlt sich aufgrund der vorherrschend herumirrenden Sprachbrocken wie im Land der Dääänen, wo bekanntlich die Hyääänen gääähnen.
Da der Trubel mit zunehmender Dämmerung naturgemäß zunimmt, widme ich mich alternativ einer städtebaulichen Besonderheit Flensburgs, den Hinterhöfen. Aus der Luft betrachtet, sieht die Fussgängerzone nämlich eher wie eine Fischgräte aus, mit -zig beidseitig im rechten Winkel abzweigenden, länglichen Hinterhöfen, die auf der Seite zur Förde hin stets auch einen weiteren Zugang/Durchgang vorweisen. Der Grund: Als Flensburgs Grundriss in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhundert entstand, florierte die Handelsschifffahrt – zeitweise besaß Flensburg mehr Schiffe als Kopenhagen. Und die importierten Waren mussten auf kürzestem Wege in die Kontorhäuser gebracht werden (können), weshalb sich Flensburgs „Zentrum“ in die Länge zog – längs des langgestreckten Fördeufers.
Während sich die meisten Hinterhöfe dem geschäftigen Treiben der Flaniermeile angeschlossen haben…:
… gibt es auch noch einige stille Winkel zu entdecken:
Natürlich haben es die Stadtobersten Flensburgs bis weit in die 70er Jahre hinein nicht verpasst, diverse dieser Hinterhöfe durch gräßliche Einkaufszentren und Parkhäuser zu vernichten, aber die meisten haben‘s überlebt.
Ich lande zum Ende meiner Wanderung wieder am Südermarkt, dem Zentrum des Weihnachtsmarkts:
Und um meinen Bloglesern noch eine besondere Freude zu machen, erwerbe ich mir im örtlichen Fachhandel ein Gesichts-Dessous der besonderen Art, das mir auf meinen winterlichen, transkontinentalen Radtouren zukünftig sicher gute Dienste leisten wird: